Wollt ihr Kinder lieb sein? Nein – Zerstören! Du drehst dich um – etwas schlägt dir Zähne aus. Noch bevor du realisierst, was dich gerade getroffen hat, liegst du benebelt auf dem Boden und suchst nach deinen Beißerchen. Du glaubst sie gefunden zu haben – ein gequältes Lächeln huscht über dein Gesicht. Doch bevor du sie zu fassen bekommst, werden die Zähne einfach zerstampft. So in etwa ist mein erster Eindruck von „Passiondale“ aus dem Hause God Dethroned. Hoch sind die Erwartungen an die Holländer. Nach einem höllisch gemeinen Intro beginnt die Walze alles zu zermalmen was auch nur in die Nähe schaut. Was aber diese Scheibe von vielen Veröffentlichungen aus dem extremen Death Metal Sektor unterscheidet, ist die Tatsache, dass man trotz härtester Methodik versucht, Atmosphäre zu schaffen. Sei es mit einem kranken Gitarrensolo wie bei „No Man’s Land“ oder perfekt eingesetzten Synthieschwaden (in Kombination mit einem leckeren Gitarrensolo) wie bei „Poison Fog“. Meine Fresse – meine Begeisterung für Death Metal hält sich normalerweise in Grenzen. Aber gerade „Poison Fog“ ist mit das Beste was ich jemals aus dem Death Metal-Lager gehört habe. Aber auch szeneübliche Double Bass-Granaten werden aus dem Boden gestampft. Doch God Dethroned schaffen es mal wieder, dem Death Metal klar zu machen, dass man sich ruhig aus dem engen Korsett lösen kann, ohne gleich als untrue beschimpfen lassen zu müssen. Bei „No Survivors“ lässt man sogar cleane Vocals aus den Boxen sprudeln. Herrlich – soviel Abwechslung hab ich in manchen Death Metal-Jahrgängen nicht erlebt, wie ich sie auf „Passiondale“ finde. Eingebettet sind die zehn Songs übrigens in ein Konzeptalbum. So dreht sich auf dem Werk alles um die Stadt bzw. um die Schlacht im belgischen Passchendaele, welche im Ersten Weltkrieg stattfand. Man kann den Grauen des Krieges in den Texten, aber auch in den Songs förmlich spüren. Die Gewalt, das Blut, das Unrecht – der blanke Hass. Mit dem instrumentalen Outro „Artefacts Of The Great War“ findet der Wahnsinn ein Ende. Was für ein Brecher? Mit „Passiondale“ haben God Dethroned meine ohnehin hohen Erwartungen noch einmal übertroffen. Ein intelligentes, ein leidenschaftliches Death Metal Album – wer als Genre-Fan nicht zugreift, dem kann ich auch nicht helfen. Ein echter Klassiker!