Ginormous' Album "The Endless Procession" von 2006 glich dem Treiben auf hoher See, vorbei an allerlei wundersamen Dingen. Die Fahrt war durchaus melancholisch, bot aber auch einige Stromschnellen. Dagegen gleicht Bryan Konietzkos neues Album "At Night, Under Artificial Light" eher dem Sprung in eine Spielzeugkiste von der Größe eines Fußballfeldes, die kontinuierlich geschüttelt wird. Ginormous ergeht sich auf seinem neuen Werk zwar nicht in Spielereien oder Albernheiten, aber er verdichtet seine Songs und damit das ganze neue Album so sehr, dass man von der der Fülle und Variantenvielfalt der Eindrücke fast erschlagen wird. Die Melancholie ist einer Art Lebensfreude gewichen, die sich nicht nur in helleren und fröhlicheren Melodien manifestiert, sondern auch in den vielen verschiedenen Tönen und Sounds. Gitarren, Streicher, Glocken, Synthies, Beats, Bass und allerhand mehr werden neben-, unter- und übereinander gelegt, bis kein Platz mehr da ist. "At Night, Under Artificial Light" klingt zwar in dieser hohen Konzentration nicht überladen, ist aber schon ein musikalisches Schwergewicht. Manche Songs wie "Melted Circadian" bleiben eher unauffällig, andere wie "A Corridor Leading To Modern Space" stechen allein schon durch ihren etwas düsteren Grundton hervor. Wiederum andere überholen sich selbst und bleiben damit schwer fassbar. Entweder ist Brian Konietzko ein Soundtüftler-Genie oder ein Kompositionskünstler. "At Night, Under Artificial Light" ist mit Sicherheit ein bisher ungehörtes musikalisches Konzept, aber auch eines, das man genießen können muss.