Das Ein-Mann-Projekt Genetic Selection hat sich voll und ganz dem Thema Zukunft verschrieben. Boris Kasper, der Visionär hinter Genetic Selection, interpretiert seine Phantasien in Science-Fiction-Manier. Klar, dass die Eroberung des Weltraums eine Rolle spielt, die, wie auf seinem letzten Konzeptalbum "Darwin's Voyage", auch im Kampf mit einem Alien münden kann. Zwei Jahre danach sind seine Visionen noch genau so düster. Nur das Thema ist dieses mal wieder weiter gefasst, wie der Titel "World Of Tomorrow" bereits ankündigt. Genetic Selection weitet aber neben dem offeneren Thema auch seine musikalischen Grenzen aus. Eine Entwicklung, die über seine drei Alben bei Ant-Zen stetig gewachsen ist. Die grundsätzliche Struktur seiner Musik besteht immer noch aus Industrial und tanzbaren Rhythmen, aber der Tenor wechselt von Song zu Song. Atmosphärische Passagen, dunkle Synthies, Chöre, Sprachsamples und natürlich der stampfende Beat, der bisweilen sogar in Breakbeat-Gefilde abwandert, machen "World Of Tomorrow" zum bisher spannendsten und abwechslungsreichsten Genetic-Selection-Album. Zwischendurch nimmt Boris Kasper auch mal das Tempo heraus, erzeugt mit düsteren Melodien eine sphärische Stimmung und katapultiert den Hörer in eine Zukunft, von der sich mehr als nur erahnen lässt, dass sie nicht allzu rosig ausfallen wird. Genetic Selection hat einen gewaltigen Sprung nach vorn gemacht. Gerade die stilistische Erweiterung der Musik überrascht mehr als einmal. Der Gesang bei "Brotherhood Of Steel" überrumpelt einen dennoch. Auch diese tief greifende Änderung meistert Boris Kasper, als ob es eine Kleinigkeit wäre. Mit diesem Album dürfte sich Genetic Selection nun endlich mehr Aufmerksamkeit erspielen, denn die hat "World Of Tomorrow" mehr als verdient.