In dieser Woche kam sie an, meine Kasette der neuen Fvrfvr Veröffentlichung und … ich bin unwahrscheinlich unbeeindruckt. Warum, wieso und weshalb man darüber lesen sollte, können wohl nur Freunde des Dungeon Synths und billiger Keyboardklänge voller Herzblut beantworten. Und genau denen schreibe ich, warum meine Erwartungen nicht zu hoch war und das Album trotzdem eine Enttäuschung ist.

Zunächst muss ich deutlich machen, dass Fvrfvr eines der wenigen Projekte ist, die ich nutzen würde, um Freunde, die nicht rechtzeitig entkommen konnten, vom Dungeon Synth zu überzeugen. Mit dem ersten drei Demo Alben zusammen sind alle sechs bisherigen Alben und die Demos ein Volksfest für meine Ohren und Fvrfvr zeichnete sich bisher dadurch aus, dass der Stil in der kurzen Zeit häufig wechselte, um man dennoch eine eigene Note beibehalten konnte – man erkannte Fvrfvr, obschon alles eben doch Keyboardkleister ist. Das war für mich beeindruckend, denn von den ersten, dumpfen Eskapaden, über etwas folkig wirkende Phasen, bei der Game Boy Verbeugung „Bitmancer“ und dem letzten und fast schon opulenten „Return to the emerald kingdom“ war die Reise erstaunlich homogen. Das kam vor allem durch seltene, doch markant verzerrte Vocals und eine Huldigung an den Blade Runner Soundtrack und die Berlin School in der Rhythmik. Und „The tower of doom“ ist in meinen Ohren genau an dieser Stelle eine Zäsur. Es ist beileibe kein schlechtes Album, es finden sich mehrheitlich nette bis gute Lieder während dieser Stunde und quasi keine Ausfälle. Aber mit dem Wechsel auf das Genre Label Heimat der Katastrophe gab Fvrfvr zu viel Persönlichkeit ab. Das Label hat sich auf einen besonderen Sound spezialisiert, sehr minimal und eigenwillig und auch Fvrfvr wollen sich auf diesem Album dieser Hommage an DOS Spiele und ihren Sound probieren. Aber die Mehrheit der Veröffentlichungen des Labels ziehen an mir in ihrer netten Belanglosigkeit vorbei (wie vielleicht auch weite Teile der Soundtracks damaliger Spieleklassiker). Und bei „The tower of doom“ hätte ich wohl auf die Heimat der Katastrophe getippt, nie und nimmer aber auf Fvrfvr. Wenn ich an geniale Stücke aus der Vergangenheit denke, insbesondere „Plutus“, „Ancient titans“, „Chuerewa“ und ganz besonders „The fae grove“: Die hatten Herz, die berührten mich, die hatten coole Elemente und in ihrer Unterschiedlichkeit waren sie ganz Fvrfvr. Das ist auf vorliegendem Werk einfach nicht mehr der Fall (für mich).

Tjoar, wenn ein Solo Projekt, dass mehrheitlich auf Album oder im Netz konsumiert wird (die wenigen Live-Auftritte sind nur für wenige zugänglich), eine Trennung von den eigenen Trademarks wagt, dann bleibt wenig übrig, was den Namen groß bleiben lässt. Besonders in einem doch eher anonymen Genre, wie dem Dungeon Synth. Dies ist das erste Album, das mich nicht dazu bewogen hätte, mich mit dem Projekt zu befassen und deswegen vielleicht diese Zeilen wert. Ein nettes Werk, es läuft gut im Hintergrund und in zwei Wochen erinnert sich niemand mehr daran.

 

Fvrfvr

The tower of doom

 

Heimat der Katastrophe

22.02.2022

 

https://fvrfvr.bandcamp.com/album/the-tower-of-doom

 

  1. Marching through bleakness and destruction
  2. Hunted by the fangs of fate
  3. Wrapped by a gelatinous gloom
  4. Web of horror
  5. Daytime nightmares
  6. Sombflow
  7. Glares in swampy and rotten water
  8. Under the fatal gaze of the basilisk
  9. Magic sword of light
  10. The tower of doom
  11. The bloodless swordsman
  12. Vampire Ivy
  13. The black magic Army
  14. The Blade of a plagued soul
  15. Fullmoon Enchantment
  16. Misericorde