Manchmal spielt einem das Leben dubiose Streiche. Nach 2 Jahren Pandemie ging das Konzertleben dieses Jahr ja langsam wieder los, aber Front 242 konnten nicht wie geplant auftreten, weil Sänger Jean-Luc De Meyer erkrankt ausfiel und davon war auch das Berlin-Konzert im Mai betroffen. Nachdem ich Karten für die Tour im Januar 2023 erstanden hatte und 242 auf eine (finale?) US-Tour aufgebrochen waren, habe ich für dieses Jahr nicht mehr mit einem Konzert einer meiner All-time Favoriten gerechnet. Aber siehe da - der Zufall wollte es, dass ich nicht weit von Granada entfernt war, als die Belgier am 28.10. dort Station machten. Also ließ ich mich von gut 200 km Anreise nicht abschrecken und machte mich auf zu meinem 2. Spanien-Konzert der EBM Heroen. Typisch deutsch, war ich ca. 45 Minuten vor Konzertbeginn vor Ort...und ziemlich alleine. Coole Location, hohe Bühne, DJ Käfig in der Mitte und ein Steg, der das Publikum trennte. Wenn den welches vor Ort gewesen wäre. Kurz vor 21:45 Uhr machten sich Patrick Codenys und der Drummer bereit und ich war auf das schlimmste Fiasko aller Zeiten gefasst. Maximal 100 Leute war im Industrial Copera, eine coole Location, wo vermutlich bis zu 10x so viele Gäste reinpassen würden. Aber kurz vor 22 Uhr "materialisierten" sich weitere ca. 200/300 Spanier gefühlt aus dem Nichts und es konnte losgehen. Und wie - ausgelassen feierte Granada Front 242 und insbesondere R23 ließ sich nicht lumpen. Gefühlt wurde Jean-Luc De Meyer noch geschont und es gab sehr viele Songs ohne ihn, trotzdem war es ein wirklich tolles Set mit vielen Hits wie Take One, Don't Crash oder U-Men (mit sehr kurzen WYHIWYG Intro) oder Commando Mix. Dazu die 3 neuen Songs, von denen mir Generator am besten gefällt (und Fix It eher weniger). Highlights für mich waren u.a. Funkahdafi und Red Team und für die spanischen 242 Fans ganz offensichtlich Headhunter (oh Wunder) und Welcome To Paradise. Die Zugabe absolvierte R23 alleine und mit Agressiva war ein Titel dabei, der meines Erachtens lange nicht mehr auf der Setlist stand. Für mich nach anfänglichem Unbehagen ein toller Abend und ich hoffe, dass im Januar dann in Kombination mit Nitzer Ebb noch eine Schippe drauf gelegt wird. Und vor allem Corona die Füße still und viele, viele Fans ihre Füße in Bewegung setzen um diesen beiden prägenden Bands ihre Aufwartung zu machen. Wer weiß, ob es nicht wirklich die letzte Chance ist, "im Rhythmus zu bleiben". Setlist (ohne Garantie): 1. First In/First Out 2. Take One 3. Don't Crash 4. Funkhadafi 5. Generator 6. Quite Unusual 7. Soul Manager 8. Commando Mix 9. Red Team 10. Deeply Asleep 11. Operating Tracks 12. Tragedy >For You< 13. Fix It 14. Headhunter 15. W.Y.H.I.W.Y.G. / U-Men 16. Moldavia 17. Zugabe 18. AgressivaPlay Video 19. Welcome to Paradise