Dies ist der dritte Teil der On The Floor Werkretrospektive. Zum ersten Teil geht es hier, zum zweiten hier.

Kaum zu glauben. Aber das nächste On The Floor Album sollte erst vierzehn Jahre nach der Veröffentlichung von "Under A Heart-Shaped Sun" erscheinen. Das ist wirklich eine lange Zeit. Warum genau diese lange Pause verursacht, ist nicht wirklich bekannt. Aber, ganz ehrlich, wer kennt's nicht: Während man soviel vorhat, findet immer noch ein wenig Leben statt. Und besser spät, als nie. Gleichzeitig hat sich die Band noch ein neues Label gesucht und die aktuellen Releases wurden und werden auf Dark Dimensions/Alice In… veröffentlicht. Das klingt auf jeden Fall solide und Spoiler: Die nächsten beiden Alben wurden jeweils im Jahresabstand veröffentlicht. Genug der Vorrede und Butter bei die Fische: Wie klingen On The Floor nach vierzehn Jahren Veröffentlichungspause?

"My Girl's On Fire" eröffnet den Langspieler dann gleich wieder standesgemäß rockig und erstmalig mit einem knarzenden synthetischen Bass. Das geht ja gut los. Leider nehmen die vier Hamburger dann mit "Sweet Misery" ein wenig abrupt das Tempo raus - aber ein schöner Song ist es allemal. Mit "Black Valentine" und besonders "Shine On" fühlt sich der Rezensent aber wieder vollends abgeholt und das Bein zuckt im Takt. "She Said" fällt dagegen leider wieder etwas ab - insbesondere da es mir viel zu kurz vorkommt. Aber danach geht es Schlag auf Schlag weiter und On The Floor liefern mit "Heaven", dem choralen "From Hamburg With Love", sowie den nächsten beiden Tracks "Everybody Kills Someone" und "A View To The West" wieder solide Kost, bevor mein zweites Highlight "You Came To Dance" noch einmal ein Ausrufezeichen setzt. Und der letzte Album-Track "Wild Child" ist dann der perfekte Schlusspunkt eines kurzweiligen Albums. Die Remixe von "Killing Queen" und "In Her Eyes" wissen ebenfalls zu gefallen: "Killing Queen" schielt ganz offenkundig auf den Dancefloor und die Neuinterpretation von "In Her Eyes" gefällt mir durch die Padsounds besonders gut - aber der Song hätte gerne noch länger sein dürfen. 

Um die Frage aus der Einleitung zu beantworten: Gut klingen sie. Die lange Pause ist fast spurlos an den Hamburgern vorbeigegangen und sie beherrschen immer noch stimmungsvolles Songwriting mit tollen Harmonien, Melodien und Arrangements, die zusammen mit der Stimme von Helge Jungmann nahezu jeden Song zu einem echten Hörvergnügen macht. Auffallend ist der verstärkte Synthesizer-Einsatz in den Songs, der präsent, aber nicht aufdringlich ist und das sprichwörtliche Salz in der Suppe ist. Auch die Ausstattung des Albums mit elf Songs und zwei Bonussongs kann sich sehen lassen. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass die Songs teilweise recht kurz erscheinen - alleine fünf sind unter der Marke von dreieinhalb Minuten. Hier wäre durchaus mehr drin gewesen. Ideen bieten die Songs durchaus genug. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Willkommen zurück.