Die Kombination der beiden Projekte Flint Glass und Polarlicht 4.1 bzw. Transistor erscheint auf den ersten Blick merkwürdig. Gwenn Trémorin alias Flint Glass ist für seine düsteren und oft komplexen Kompositionen bekannt. Transistor und Polarlicht 4.1, beides Projekte von Ronny Jaschinski, stehen für rhythmusorientierte, breit gefächerte elektronische Musik. Also zwar nicht so weit voneinander entfernt, aber auch nicht gerade nahe liegend. Das gemeinsame Baby der beiden Musiker nennt sich "Zoran's Equation" und orientiert sich an der Novelle "Die Fremde aus dem Eis" (orig. "La nuit des temps") von René Barjavel. Ein Buch, das zwar hauptsächlich von einer Liebesgeschichte von zwei, seit tausenden von Jahren im ewigen Eis der Antarktis eingefrorenen Menschen und der Entdeckung ihrer im Eis versunkenen Zivilisation handelt, aber auch gesellschaftskritische Züge enthält. "Zoran's Equation" könnte der Soundtrack zu dieser Geschichte sein. Es werden aber nur bestimmte Aspekte der Novelle wie das Eis und die darin eingeschlossenen Menschen herausgegriffen. Das Album illustriert auf musikalische Art damit vor allem Kälte und Angst, aber auch das Unentdeckte und Unerforschte. Musikalisch spiegelt sich das in einer Mischung aus experimentelleren und geräuscherfüllten sowie klar strukturierten und rhythmusorientierten Passagen wieder, was wiederum perfekt auf die beiden Projekte aus Frankreich und Deutschland passt. Das Album erzeugt dadurch ein ständiges Auf und Ab, was eine durchgehende Spannung garantiert, selbst in den experimentellen Ambient-Passagen. Diese lassen die Temperatur merklich sinken und man muss aufpassen, dass man nicht selbst in den Kälteschlaf verfällt wie die beiden Protagonisten des Buches. Die Rhythmusfraktion ist dabei genauso wandlungsfähig. Von druckvollem Beat bis zu rituellem Trommeln reicht das Spektrum. Hinzu kommen Samples von Stimmen mit viel Hall, die fast komplett unverständlich sind und damit etwas Geisterhaftes an sich haben. "Zoran's Equation" ist ein Album mit einer geheimnisvollen Ausstrahlung, so als ob es unberechenbar wäre. Bedrohlich, dunkel, unterkühlt und doch gleichzeitig belebt und intensiv. Eine unwiderstehliche Kombination, für die man aber auch ein paar Anläufe braucht.