Nach dem 2003 erschienen Debütalbum „Hierakonpolis“ meldet sich das französische Projekt Flint Glass mit neuem Album zurück. Schon der Erstling wurde in der Kritik hochgelobt und „Nyarlathotep“ erweist sich als würdiger Nachfolger. Flint Glass entführt den Hörer in komplexe Klangwelten, die kalt und dunkel über den Lautsprecher in das Zimmer kriechen und sich in die Gehörgänge graben. Nahezu beängstigende Welten scheinen dem Nichts zu entspringen. Die Songs im Spannungsverhältnis von einerseits eingängigen Melodien und Samples, die andererseits abrupte Wendung erfahren und das gesamte (erwartete) Konstrukt zerbrechen lassen. Nephren-Ka beispielsweise: ein zunächst ruhiger Song, zartsäuselnde Bögen, die unverhofft zu einem Industrialfeuerwerk werden. Bei allen Songs wurde auf Vocals oder Sprachsamples verzichtet. Allein durch die „Macht der Klänge“ beschwören Flint Glass eine schauderhaft obskure Endzeitstimmung; Gedanken an neblige Landschaften, deren Idylle durch gruselige Wesen zerstört wird, schießen einem durch den Kopf. Wer sich auf die Musik einläßt, den erwartet eine Reise in atmosphärische (Ab-)Gründe. Dabei haben sich Flint Glass bei dem Album vor allem von H.P. Lovecraft inspirieren lassen. Nicht nur die Widmung in der schön designten Verpackung weist darauf hin, sondern auch die einzelnen Titel. So ist beispielsweise der Name von Song 4 „Azathoth“ dem gleichnamigen Büchlein entlehnt, das Lovecrafts Essays, Fragmente, Überarbeitungen und posthume Gemeinschaftswerke enthält. Es finden sich bei der Recherche zu den einzelnen Titeln die verschiedensten Verbindungen zu Lovecraft und Zeitgenossen. In welcher Form nun die einzelnen Arbeiten in direktem oder auch indirektem Bezug zu den Songs stehen, kann ich leider nur schwer beurteilen, vielleicht sind solche Überlegungen auch zu weit hergeholt. Also kommen wir wieder zu den Sachen, wo wir uns sicher sein können. Zu den 15 Tracks gesellen sich in bester Manier noch vier Remixe. Ah Cama Sotz, Disharmony, Xabec und This Morn’ Omnia geben den Songs ihre jeweilige Handschrift ohne aufdringlich zu wirken. So passen sich die Remixe in das Gesamtgefüge ein und erst bei näherem Hinhören werden die Nuancen ganz deutlich. Ansonsten fällt es relativ schwer, einzelne Stücke hervorzuheben, da man sich solch ein Album am Stück anhören muß. Insgesamt hat Flint Glass wieder ein kleines Meisterwerk geschaffen. Wie beim Vorgänger kann man das Album vor allem Liebhabern des Genres empfehlen. Nicht jeder kann und wird sich an den Soundflächen, Tönen und Samples erfreuen, aber ausprobieren lohnt sich!