Final Selection gehören für mich zu einer der eindrucksvollsten, aber zu einer der meist unterschätzten Electropop Formationen. Das Projekt wurde 1993 von Mario Tews und Riccardo Schult gegründet. Das musikalische Repertoire von Final Selection erstreckt sich von tanzbaren Pop-Nummern bis hin zu herzerweichenden Balladen. Im Vordergrund stehen dabei stets der charismatische, warme Gesang von Riccardo Schult sowie eindringliche Harmonien, eingebettet in sehr verspielte, minimalistische und dennoch organisch wirkende Elektro-Arrangements. Mit ihren beiden Alben "Antihero" und "Meridian" und der EP "Heading For Graceland" konnten das Duo bereits viele Leute begeistern und sowohl bei der Presse als auch beim Publikum großen Respekt und sehr gute Kritiken ernten. Leider war es Final Selection - aufgrund der Misswirtschaft ihres alten Labels - stets vergönnt, die Aufmerksamkeit zu erlangen, die sie verdient haben. Inzwischen wurde ein neues Label gefunden und nach drei Jahren intensiver Arbeit liegt mit "Clockworks" nun das lang erwartete, dritte Album vor. Wieder einmal entführen Final Selection den Hörer in eine zum Heulen schöne, sehnsuchtsvolle, zeitlose Welt. Es geht um Verlangen, um Leidenschaft, um Schmerz, um Träume, um Erinnerungen. Doch keine Spur von Wehleid, keine Schwülstigkeit, kein Kitsch. Die Texte sind zwar melancholisch, aber tapfer und fantasievoll. Aus sämtlichen Songs tönt der Mikrokosmos eines Suchenden, eines Reisenden. Einfühlsam interpretiert Riccardo die verschiedenen Stimmungen der Songs. Dabei dominiert seine Stimme nicht die fragilen Arrangements, vielmehr ist sie perfekt in das atmosphärisch dichte Klangebilde aus hymnischen Melodien und flirrenden Sequenzen verwoben. Schwer, hier Lieblingssongs festzumachen, dennoch seien als Höhepunkte dieser musikalischen Reise der Opener "Clockworks", das wirbelnde "Two Island" oder die übergroße Popnummer "Red Line" genannt. Doch auch alle anderen Songs wissen zu überzeugen. "Clockworks“ ist ein in sich geschlossenes, höchst stimmiges Album, das seine volle Substanz nach intensiverer Beschäftigung schnell offenbart und den Hörer nicht mehr loslässt. Ein Pflichtalbum und sicherlich eines der großen Werke diesen Jahres.