Fields Of The Nephilim – Burning The Fields E.P

Fields Of The Nephilim –...

Tja, es war einmal Mitte der 80er, irgendwo in der nebligen Vorhölle von Stevenage, Hertfordshire – da formierte sich eine Band, die man mit gutem Gewissen als das fehlende Bindeglied zwischen Spaghetti-Western und Friedhofsromantik bezeichnen könnte. Fields Of The Nephilim hießen sie, und wer sich 1993 in die rot eingefärbte CD-Version der sagenumwobenen Burning The Fields E.P stürzt, bekommt einen staubigen Gruß aus jenen düsteren Anfangstagen. Ohne Internet, ohne TikTok, aber mit ordentlich Nebelmaschine.

Vier Tracks, aufgenommen vermutlich mit einem alten Tonbandgerät, das vorher in einer Geisterbahn im Einsatz war, führen uns zurück in die Geburtsstunde des britischen Goth Rock. Und nein – hier wird noch nicht hochglanzpoliert oder radiotauglich geschmachtet, hier wird gestolpert, geschleppt, geschrien. Herrlich! 'Trees Come Down' eröffnet das Spektakel mit allem, was das Herz höher schlagen lässt: schrammelige Gitarren, ein Bass, der klingt, als würde er aus einem Brunnen sprechen, und Carl McCoy, dessen Stimme schon hier klingt, als hätte er sich in eine Bibel eingegraben und das Sonnenlicht seit Jahren nicht mehr gesehen. Wer da nicht spätestens bei der Zeile „Break it down...“ Gänsehaut bekommt, hat wahrscheinlich aus Versehen Ace of Base eingelegt.

Auch 'Back In Gehenna' beweist: Die Jungs meinten es ernst. Ein Song wie ein verlorener Western-Soundtrack, eingespielt mit rostigem Equipment und dämonischer Inbrunst. 'Darkçell' wiederum wirkt, als hätte man Joy Division einen Exorzismus verpasst – düster, treibend, mit einem wunderbar verwirrten Charme. Und 'Laura'? Ein melancholischer Ausklang, der klingt, als würde Nick Cave im Keller The Cure covern. Soundtechnisch ist das Ganze natürlich nicht gerade audiophil – aber das ist völlig egal. Wer Burning The Fields hören will, erwartet keine lupenreine Produktion, sondern Atmosphäre. Und davon gibt’s hier mehr als in einer durchschnittlichen Hammer-Horror-Videokassette. Es dröhnt, es lebt – und das macht den Reiz dieser CD aus. Der Re-Release von 1993, die sagenumwobene rote Edition, ist dabei nicht nur musikalisch, sondern auch farbpsychologisch ein Ereignis: Denn nach ihr kamen noch eine grüne und eine gelbe Version. Wer also beim Plattenhändler seines Vertrauens steht und keine rote findet: Geduld, der Regenbogen hat mehr zu bieten.

Fazit: Burning The Fields ist kein Album für Nebenbeihörer oder Glätteisen-Gothics. Es ist rau, kompromisslos, authentisch – und ein verdammt wichtiges Stück Musikgeschichte für alle, die wissen wollen, wo das Kratzen im schwarzen Herzen wirklich angefangen hat. Kein Easy Listening – aber ein echtes Relikt der Gothic-Ursuppe. Und wenn du dabei einschläfst, träumst du garantiert in Sepiatönen.

Medienkonverter.de

Wir verwenden Cookies zur Optimierung unserer Webseite. Details und Einstellungen finden Sie in der Datenschutzerklärung und im Privacy Center. Ihre Einwilligung ist jederzeit widerrufbar. Soziale Netzwerke & Drittanbieter-Inhalte können angezeigt werden. Mit „Alle akzeptieren“ stimmen Sie (widerruflich) auch einer Datenverarbeitung außerhalb des EWR zu (Art. 49 (1) (a) DSGVO).