Split Alben sind seit den frühen Tagen fester Bestandteil der Black Metal Kultur und „Towards the shores oft he end“ ist ein besonders schönes Beispiel dafür, wie gelungen das Zusammenspiel von zwei Bands sein kann, wenn sie ihre Ähnlichkeiten unterstreichen, dabei das eigene Klangbild nicht vergessen und der Hörer mit fast einer Stunde Musik auch noch reich belohnt wird. Aber ob sich ein Rerelease 12 Jahre nach Erstveröffentlichung als sinnhaft erweist?
Fen, 2006 gegründet und nach der Sumpflandsschaft benannt, in der die Musiker aufwuchsen, haben sich in den Jahren zu einer festen Institution in Sachen naturverbundenen, atmosphärischen (Post) Black Metal gemausert. Ihre Alben sind geprägt vom wunderbaren Kontrast zwischen schroffer Härte in den Riffs und dem Keifen und einer melancholischen Dramatik und folkigen Parts. Fans von Agaloch oder Wolves in the throne room sollten die Diskografie unbedingt sichten, wenn sie es noch nicht getan haben und die vier Titel, die sie für das vorliegende Splitalbum beisteuerten, machen auch viel Freude. Gerade die Produktion, die angenehm unperfekt ein gewisses Garagen- oder Livefeeling aufkommen lässt imponiert mit, denn trotz dieser rauhen Schale transportiert die Band ganz viel Gefühl, lässt sich Zeit für die einzelnen Stimmungen, die mit den Melodie- und Stilwechseln kommt und gerade im Abschluss von „Ageless threnody“, in denen hingebungsvoll gekreischt wird, gelingt der Band die Balance zwischen Dramatik und Übertreibung ausgesprochen. Die ersten beiden Songs sind, wie gesagt, recht nahe am Sound von Agalloch, der Titeltrack wirkt etwas behäbiger, getragener und „post“iger und beendet zusammen mit dem schönen Akustikgitarren- und Pianostück „Berift“ den Beitrag von Fen sanft.
De Arma gibt es auch schon seit 2009. Das inzwischen rein schwedische Projekt ist deutlich weniger bekannt, bot aber bisher einen spannenden Ansatz: Wenn Schwarzmetaller leidenschaftlich am Post Rock / Goth Rock der alten Schule versuchen, dann ist das Ergebnis ungemein kraftvoll und konnte mich als Fan alter Fields of the Nephilim und Konsorten sofort abholen. Der Opener „Crimson waters ebbing the shore“ ist auf jeden Fall ein Kracher, die ruhigen Gesangsparts, der emotionale Refrain und die harten, fast schon blastigen Instrumentalmomente verweben sich zu einem stimmigen Gesamtbild, das dem von Fen nicht unähnlich ist, aber eher einen treibenden, fast schon getriebenen Eindruck vermittelt. „Noemata“ überrascht mit halb geflüsterten Kreischgesang – ich hatte De Arma als Band mit Clean Gesang in Erinnerung, aber mein Gehirn wird auch alt. In jedem Fall wirkt das Stück dadurch nahe an neueren Agalloch Platten, was in dem Sinne stimmig ist, dass Fen eher an die Frühphase erinnern. Der Titel ist wesentlich black metallischer und verliert sich in meinen Ohren ein klein wenig im Rauschen schöner Klänge, leitet aber andererseits sehr gut über in das fast schon harsch beginnende „From horizon to oblivion“. Nun bin ich mir sicher, dass mein Eindruck vom Album ‚Strayed in shadows‘ nicht abschließend das Bild von De Arma definierte und die Band wesentlich mehr Black Metal zelebriert. Das ist in meinen Ohren einerseits schade, da ich die Idee der Genrevermischung gut umgesetzt erlebt hatte, andererseits ist der abschließende Song auch ein wirklich gelungenes Stück schwarzer Härte.
Ein Split Album, wie es in meinen Ohren sein sollte – beide Bands zeigten 2011 deutlich ein eigenes Gesicht, ihre Beiträge stammen aber auch nicht aus zwei nicht kompatiblen Welten. Fast eine Stunde ordentliche Mucke, die auch heute noch das Interesse wecken sollte, sich mehr mit den beiden Bands zu beschäftigen. Kurz: Daumen hoch für ein sinnhaftes, weil wirklich gelungenes Rerelease!
Fen/De Arma – Toward the shores oft he end
01.05.2023 / Nordvis Productions
https://dearma.bandcamp.com/album/towards-the-shores-of-the-end
1. Fen - Soilbound
2. Fen - Ageless threnody
3. Fen - Towards the shores of the end
4. Fen - Bereft (Reprise)
5. De Arma - Crimson waters ebbing the shore
6. De Arma - Noemata
7. De Arma - From horizon to oblivion