Zwei Veröffentlichungen, die auf dem Papier gar nicht einmal so weit auseinander wirken, erschienen Anfang Juli bei Prophecy und mit vorliegender Kritik wende ich mich nach meiner euphorischen Lobhudelei für das vierte Werk von 1476 dem neuesten Streich der Engländer von Fen zu, die erneut irgendwo im naturidentisch-schwarzen Bereich folkigem Black Metals herumstromern.

‚Monuments to absence‘ ist das siebte Album in der 17jährigen Bandgeschichte und bereits seit einigen Jahren versuche ich mich an ihren Werken. Eigentlich müsste die Sache geritzt sein: Drei talentierte Instrumentalisten, wechselnde Gesangsstile, clean, growlig und rauhes Keifen, allesamt von mir als angenehm wahrgenommen und ein Stil, der dem von Agalloch nicht unähnlich ist. Während ich durch ihre Alben stromere, stoße ich immer wieder auf wunderbare Passagen: Auf vorliegender Scheibe ist es zum Beispiel der apokalyptisch wirkende Mittelteil des Openers, der einerseits auf die Bremse drückt, gleichzeitig aber so viel Wucht aufbaut. Oder der Beginn des Titeltracks, der melancholisch und zerbrechlich wirkt, eine sehr geile Bassline un der Blick in die Ferne, bevor die Raserei einsetzt. Richtig gute Momente und ich könnte weitere aufzählen. Und doch, Fen wollen als Gesamtwerk nicht in meinen Gehörgängen zünden. Immer fehlt etwas, immer stehen neben einem geilen Part zwei bis drei, die spurlos an mir vorbeiziehen. Selten finde ich Lieder am Stück gut, wünsche mir bestimmte Parts zu einzelnen Songs ausgebaut.

Das ist es auch, was mich dazu bringt, 1476 viel mehr zu genießen: Bei dieser Band gibt es Elemente, die ich eigentlich weniger mag und auch der Stil ist viel weiter weg von dem Black Metal, den ich so gerne höre, aber deren Album ‚In exile‘ ist ein in sich schlüssiges Gesamtkunstwerk, ‚Monuments to absence‘ wirkt zum Teil bruchstückhaft und fahrig. Und Fen erliegen viel zu oft dem Trugschluss, dass Wiederholung per se ein gelungenes Stilmittel des Genres ist – manchmal ziehen sich (insbesondere Blast-)Parts viel zu lange und nerven mich schlichtweg. Das erlebte ich bereits bei meinen ersten Kontakten mit der Band und das geht mir auch noch 2023 so. Und schließlich sind die meisten Parts auf hohem Niveau und gefällig, ein wirklicher Hit bleibt aber auch aus.

Vielleicht haben sich Fen von Anfang an als Band getarnt, die mir gefallen müsste und ich habe es immer versucht, bin aber der Falsche für ihre Kunst. Jedoch glaube ich vielmehr, dass Fen eher im Mittelfeld spielen, durch ihre Beständigkeit, Präsenz und eingängige und gute Optik aber immer wieder einladender wirken, als sie dann sind. ‚Monuments to absence‘ ist ein gutes Album, es gibt aber auch einfach viel stärkere.


Fen - Monuments to absence

07.07.2023 / Prophecy Productions


https://fenuk.bandcamp.com/album/monuments-to-absence


01. Scouring ignorance
02. Monuments to absence
03. Thrall
04. To silence and abyss we reach
05. Truth is futility
06. Eschaton's gift
07. Wracked
08. All is lost