Er hat es wieder getan. Er ist wieder mit der Gitarre und ohne neue Ideen in den Wald gegangen. Tobias Franke setzt 2 Jahre nach "Kraftort" genau dort an, wo er sich scheinbar mehr als wohl fühlt. Altmodischer Folk, thematisch immer nah an der Natur und alten Mythen. 

Und wird auch dieses Mal "Die große Göttin" besungen, so muss man doch leider inzwischen sagen, dass sich Falkebstein für eine Wetten dass....?-Wette eignen: Können sie die Alben an der Entwicklung in der Musik unterscheiden? Und hier befindet man sich nun auf dem Scheideweg zwischen Sympathie bzw. subjektiven Empfinden und der objektiven Bewertung. Denn grundsätzlich gilt für Falkenstein, dass es eines der angenehmeren (Neo)Folk Projekte der Szene ist und Tobias Franke durch seine Melodien und den weiterhin monotonen Gesang immer wieder schöne Lieder zaubert. Und mit "Die große Göttin" ist ein Album entstanden, bei dem die immergleichen Zutaten noch einen Hauch besser funktionieren als bisher. Die E-Gitarre des Vorgängeralbums ist fast gänzlich an den Nagel gehängt worden, insgesamt ist natürlicher Klang und stromfreie Instrumentierung in den Vordergrund gerückt worden. 

Die Melodien zünden: "Steh still", "Waldmeister", "Sonnenwende" oder "Wilde Jagd" sind Prachtexemplare für schönen Folk, das mitreißende Ende von "Rauhnacht" bleibt im Gedächtnis. Textlich kann man sich bei Falkenstein weiterhin nicht sicher sein – ist das schön oder doch etwas unbeholfen? Als Paradebeispiel dient hier mal der Waldmeister: Der Waldmeister Herr aller Waldgeister Der Waldmeister Herr aller Waldgeister Der Grüne Der Gehörnte Der Meister Der Herr aller Waldgeister Das Ganze wird so mantraartig wiederholt, dass ich bei den ersten Durchläufen schmunzeln musste und inzwischen mitwippe. Aber das sind eben Falkenstein in Melodie und Text: irgendwo zwischen ursympathisch-kitschiger Unbeholfenheit und mitreißender Naturmystik. Nur der Hörer kann entscheiden, ob er das mag oder ob er es lächelnd abtut. 

Tja, alles beim alten. Und das ist der große Kontrapunkt der "großen Göttin": Was tun, wenn ein Projekt kaum Entwicklung zeigt sondern ein ums andere Mal fast identische aber wunderschöne Alben rausbringt? Dass "Die große Göttin" im Klang noch perfekter ist, die einzelnen Komponenten stimmiger zusammengefasst wurden und Falkenstein damit nun um einen der Spitzenplätze in der deutschen (Neo)Folk Szene buhlen können muss erwähn werden. Aber all diejenigen Leser, die bereits ein Album von Falkenstein ihr eigen nennen und es "nur" nett finden, die müssen hier nicht zugreifen. Reinhören und selbst entscheiden – ich als Privatmensch mag "Die große Göttin" sehr, als Rezensent vergebe ich aber nur vorsichtige 4,5 Punkte.