God is a DJ! Und Faithless haben eine Menge dazu beigetragen, dass dies so ist! Alles begann damit, dass sich vor zehn Jahren jemand nicht einschlafen konnte und daraus ein Club-Anthem gebastelt wurde. Klar‚Insomnia’ und ‚Salva Mea’ wurden damals von der Presse (und auch von mir) zunächst als zwei zugegebenermaßen gute Songs von ‚noch so einem Trance-Act’ abgetan, dass sich hinter Faithless aber noch weit mehr versteckte wurde bald klar. Spätestens mit dem ersten Album nämlich. Da gab es auch Lieder voller Seele und Inbrunst, wie das noch immer wunderschön traurige ‚Don’t leave’ oder auch ‚Don’t Go’, damals intoniert von Boy George. Neben dem harten Kern, Rollo, Sister Bliss und Maxi Jazz gehört der Auftritt von ‚Gastsängern’ fest zum Konzept von Faithless. Dass sich das auch bezahlt machen kann, hat die zunächst im Background singende, schüchterne kleine Schwester von Rollo gezeigt, die heute, wie allgemein bekannt ist, als ‚Dido’ fast schon die größeren Konzerthallen füllt. Nach den langsameren Singles des ersten Albums kehrten die drei Akteure mit einem Knall auf die Tanzflächen zurück. ‚God is a DJ’ eben. Bisher wohl DER Track von Faithless, der auch in zehn Jahren noch aktuell sein wird. Ach ja, und für ‚Bring my Family back’ wurde damals eine spezielle deutsche Version eingespielt, auf der Sabrina Setlur mit Maxi Jazz rappen durfte. Erstaunlicherweise ging die Geschichte auf und so gibt es wenigstens ein vernünftiges Lied in dem die exotische Schönheit vom 3P-Label einen wesentlichen Part beigesteuert hat. Garantiert vollen Dancefloor garantierten auch ‚We come 1’ mit genialem Video und ‚Tarantula’, letzteres zumindest in der Remix-Version auf der Single. Noch so ein Markenzeichen des englischen Trios: die Single-Versionen sind in der Regel noch mal geremixt und bekommen meist zusätzliche Dynamik oder gar ein ganz neues Gesicht wie im Falle von ‚One Step too far’ oder eben auch ‚Mass destruction’. Der auch auf der Greatest Hits enthaltene ‚P-Nut and Sister Bliss Mix’ von ‚Mass Destruction’ bringt Gitarren und scheppernde Drums ins Spiel, so dass die Album-Version dagegen recht zahm, fast schon blass wirkt. Und hier liegt auch schon der Mehrwert für die Leute, die jetzt sagen ‚ich hab doch schon die vier Alben’. Die vorliegende Compilation vereint die für die Singles erstellten Neuabmischungen und zeigt Faithless deshalb von ihrer Schokoladenseite. Als Zugabe gibt’s dann noch zwei, oder vielleicht besser anderthalb neue Songs nämlich das soulige ‚Reasons (Saturday Night)’ mit Ian Dury Sample sowie eine Neuauflage von ‚Why go’ mit Estelle als weibliche Vokalistin. Letzteren wird auch im Juni als Single veröffentlicht und das macht auch Sinn, denn ‚Reasons’ kann nur bedingt überzeugen, wohingegen Estelle Ihre Sache gut macht. Funky Grooves waren noch nie die stärkste Seite von Faithless, wie sich damals auch schon mit ‚Muhammad Ali’ oder ‚Reverence’ zeigte... Zehn Jahre, 15 Tracks, viel zeitloser Stoff für die Tanzflächen dieser Welt und zu Hause. Eine gelungene Zusammenstellung mit zwei, drei Tracks die vielleicht etwas abfallen, sich aber noch immer auf höherem Niveau befinden als die besseren Stücke manch anderer Gruppe. Man kann es nicht leugnen, Faithless haben sich ihren Platz im ‚Club-Olymp’ und vor allem auch als elektronischer Live-Act neben Kollegen wie Underworld oder den Chemical Brothers redlich verdient. Und so bleibt zu hoffen, dass Rollo und Sister Bliss die Welt auch in den nächsten Jahren mit Dancefloor-Hymnen bleibender Qualität versorgen.