Denkt man im Zusammenhang mit Musik an Argentinien, fällt einem unweigerlich der bekannte Tango Argentino ein. Daß dort auch europäischer Neofolk zuhause ist, mag überraschen, aber es gibt tatsächlich einen Vertreter dieses Genres. Die 2001 von Gabriel Carbone und Fernando Javier Dieguez gegründete Band Kutna Hora sieht sich in der Tradition von Acts wie Sol Invictus, Death in June oder Current 93 und machte noch im Gründungsjahr als Support von Therion im eigenen Land von sich reden. 2003 erschien auch in Europa ihr Debut „Will or Nothing“ und erregte bei den Liebhabern des Neofolk einige Aufmerksamkeit. Nun steht ihr zweiter Longplayer „Obsession Faith Perseverance“ in den Läden. Übersetzt bedeutet der Titel „Besessenheit, Glaube, Ausdauer“. Schlagworte, die sich in anspruchsvollen und sehr persönlichen Texten widerspiegeln und als Weiterentwicklung des im Debut musikalisch umgesetzten „Willens“ verstanden werden wollen. Diese Thematik wird durch komplexe, manchmal experimentelle Soundstrukturen vermittelt. Bereits der Opener „Our lady of Sedlec“ führt den Hörer mit an Hilfeschreien erinnernden Samples, dunklen Chören und martialischen Percussions in eine intensive Erlebniswelt und läßt die berühmte Knochenkirche des tschechischen Ortes Sedlec, nach der sich die Band benannte, vor dem inneren Auge erscheinen. „The day of wrath“ führt diese Stimmung durch den schleppenden, von rhytmischen Akustikgitarren und immer noch schweren Drums begleiteten Gesang konsequent fort. Aber auch leichte, beinahe schon spielerische Elemente finden sich auf „Obsession Faith Perseverance“. Beispiele hierfür sind „Circles“, das mit seinen Geigenparts und der schnellen Rhytmusgitarre fast schon an einen Reigen erinnert oder „Farlands“ ein von dezentem Zupfen und lieblichen Melodiebögen der Violine begleiteter Song, der ganz von Gabriel Carbones Gesang lebt. „Stay“ offenbart schließlich die romantische Seite der Band, ein schönes, puristisches Liebeslied. Leider hat das Album jedoch auch seine Schwächen. So wird das wavig angehauchte „If I could ride my horses“ durch ein Streichersolo abgeschlossen, das mich an sich ständig wiederholende Etüden erinnert und den Song künstlich in die Länge zieht. „O.F.P.“ dagegen beginnt mit einem Sample, das wohl aus dem Probenraum stammt und an dieser Stelle ziemlich deplatziert wirkt. „Obsession Faith Perseverance“ fordert seine Aufmerksamkeit, um die differenzierten Stimmungen wirklich aufnehmen zu können. Erst dann entpuppt sich die Scheibe als abwechslungsreiches Werk, das den klassischen Neofolk um einige originelle elektronische Effekte erweitert.