Faderhead - Into The Metadrome

Faderhead - Into The Metadrome

Mit ‘Into The Metadrome’ kehrt ‘Faderhead’ einmal mehr in jene dystopisch-neonflirrende Welt zurück, die er seit Jahren mit beeindruckender Konsequenz erschafft, ausbaut, verwirft, neu formt und dann mit einem breiten Grinsen wieder in die Dark-Electro-Szene schleudert. Man könnte fast sagen: Es ist weniger ein Musikprojekt als vielmehr ein fortlaufendes Cyberpunk-Serial, bei dem jede neue Veröffentlichung ein weiteres Kapitel im Faderhead-Multiversum aufklappt. Irgendwo zwischen Clubästhetik, digitaler Identitätssuche und futuristischen Noir-Vibes fühlt sich Sami Mark Yahya ohnehin zu Hause. Und so überrascht es nicht, dass auch die neue EP tief im eigenen Lore-Kosmos verwurzelt ist. Wer Faderhead länger verfolgt weiß: Hinter der glänzenden Oberfläche, den tanzbaren Beats und den mit chirurgischer Präzision gesetzten Hooks steckt ein durchdachtes, in sich funktionierendes Universum aus technischer Entfremdung, menschlicher Überforderung und dem ständigen Versuch, im digitalen Rauschen nicht komplett verloren zu gehen. Dass der Mann aus Hamburg dieses Universum mittlerweile mit der Gelassenheit eines erfahrenen Systemadministrators pflegt, macht es umso charmanter.

Die neue Veröffentlichung ‘More Is Never Enough’, begleitet von einem aufwendig animierten Cyberpunk-Video, schlägt die Tür zur EP nur umso lauter auf. Das Musikvideo präsentiert sich als grell leuchtendes Zukunftstableau, irgendwo zwischen Blade Runner, Motion-Comic und „Ich wollte eigentlich nur kurz ins Internet, warum bin ich jetzt seit drei Stunden in einer Neon-Gasse gefangen?“. Während synthetische Avatare durch urbanes Grau wabern und Maschinenrhythmen den Puls takten, haut der Refrain seine Botschaft ohne jede diplomatische Einbettung heraus: „More is never enough.“ Eine Kritik an Maßlosigkeit, Reizüberflutung und dem unendlichen Versuch, sich selbst durch noch mehr Input irgendwie zu optimieren. Ein Satz, den man sich vermutlich auch als Notiz über den eigenen To-do-Listen-Manager hängen könnte.

Die EP selbst umfasst sechs Tracks und erscheint erneut über das eigene Label. Damit beweist Faderhead einmal mehr, dass er seine Vision nicht nur komponiert, sondern auch kuratiert – ohne externe Ausrichtung, ohne Trendanbiederung, dafür mit genau jener Mischung aus Härte, Eingängigkeit und futuristischer Atmosphäre, die man seit Jahren mit seinem Namen verbindet. Musikalisch bewegt sich ‘Into The Metadrome’ selbstbewusst zwischen Dark Electro, Industrial Pop und diesem typischen Faderhead-Biss, der dafür sorgt, dass sich selbst melodische Elemente anfühlen, als könnten sie jederzeit in einer cybernetischen Raserei explodieren. Die Produktion ist klar, druckvoll, rhythmisch definiert – fast schon chirurgisch sauber. Gleichzeitig behalten die Stücke aber jene unterschwellige Emotionalität, die Faderhead seit jeher auszeichnet: harte Beats, aber warmes Herz; dystopische Atmosphäre, aber menschlicher Kern; Club-Ästhetik, aber erzählerischer Tiefgang.

Songs wie ‘Cold Chrome (Into The Metadrome)’, ‘We All Smile Here (Nothing’s Fine)’ oder ‘Skullcrawlers’ zeichnen ein Klangbild, das man am liebsten mit beschlagener Scheibe, Regen, Neonlicht und leichtem existentialistischem Überdruss hören würde – aber eben tanzbar. Die Stücke bilden ein geschlossenes Mini-Universum, das nicht darauf angewiesen ist, laut „Konzeptalbum!“ zu rufen, sondern sich allein durch Sounddesign und Themenfülle selbst erklärt. Technikbezogene Entfremdung, Zukunftsangst, die Suche nach echten Gefühlen im digitalen Morast – all das klingt mitschwingend, aber nie aufdringlich. Faderhead bleibt der Typ, der dir während einer Apokalypse erst den Weg zeigt, dann aber noch schnell einen ordentlichen Beat drunterlegt.

Ein kleines Highlight stellt ‘Hard Reset (feat. Asteria Jackson)’ dar, das die EP auf elegante Weise abrundet, ohne die konzeptionelle Homogenität aufzubrechen. Hier wird der cyberfuturistische Vibe noch einmal zugespitzt – musikalisch druckvoll, atmosphärisch dicht, mit einem Feature, das nicht wie ein Fremdkörper wirkt, sondern wie ein organischer Teil der Metadrome-Welt. Die EP fühlt sich damit weniger wie eine lose Track-Sammlung an, sondern wie ein kompaktes Mini-Album mit klarem ästhetischen Leitfaden, das seine sechs Stücke mit erzählerischer Konsequenz miteinander verknüpft.

Am Ende bleibt ‘Into The Metadrome’ eine Veröffentlichung für all jene die elektronische Musik lieben: düster, melodisch, clubtauglich, konzeptionell sauber und mit dieser typischen Faderhead-Würze, die irgendwo zwischen emotionaler Direktheit und futuristischer Coolness liegt. Wer schon immer mochte, wie Faderhead harsche Beats mit zugänglichen Hooks und erzählerischem Flair kombiniert, bekommt hier eine EP, die quasi maßgeschneidert wirkt. Wer hingegen eine klare Trennung zwischen „Melodie oder Härte“ verlangt oder beim Klang eines 120-BPM-Bassdrumschlags schon Schweißperlen bekommt, könnte sich im Metadrome etwas überfordert fühlen – wobei: Überforderung ist ja in dieser thematischen Welt eigentlich nur ein Feature. Für alle anderen bleibt nur eine Empfehlung: eintreten, weitergehen, drinbleiben. Aus dem Metadrome kommt man sowieso nicht mehr so schnell raus.

Faderhead - Into The Metadrome
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