Ich kannte Eye of Nix bisher nicht, kann also den bisherigen Werdegang nur anhand des Wissens aus dem Promoschreiben und des Internets wiedergeben – 2012 gegründet, zunächst als Trio, seit 2017 zu fünft, bisher ein Demoalbum und eine EP. Die Band- und Stilbeschreibung lässt auch viel Spielraum offen, wollen die Amerikaner doch bedrohlich, brutal und wunderschön zugleich klingen mit einer Mischung aus Black und Doom Metal, psychedelischen Parts, ein wenig Stoner Rock und sicherlich vielen anderen Elementen. Wie das dann klingt auf dem offiziellen Debut ‚Black Somnia‘, das mich beim ANblick des Covers unweigerlich aber irreführenderweise eher an Sopor Aeternus erinnerte? Na mal lauschen. „Wound and scar“ beginnt ungemein düster und bedrohlich doomig. Qualvoll langsame Riffs, immer wieder einsetzende Blastbeats und ein fies empört klingendes Gekeife von Sängering und Gitarristin Joy von Spain machen schon einige Freude, zumal es die Band schafft, in jeder Wiederholung andere instrumentale Varianten zu verstecken. Ein wirklich gelungener Einstieg und idealer Wegweiser für interessierte Reinhörer: zwar hat die Band auf ‚Black Somnia‘ noch sehr viel mehr auf Lager, doch sollte der Opener die vollen 7 Minuten gefallen, bevor man sich weiter voran wagt. Denn wenn der Song mit verhalltem Gesang ausklingt, wird die Stimmung sanfter, aber bei weitem nicht weniger fordernd: Wie eine trockene Wüstenballade beginnt „Fear’s ascent“, der Gesang nun klar und hoch aber glücklicherweise nicht zu schön/kantenlos. Im Mittelteil findet sich eine Wendung zur Härte, der Gesang klingt noch klar, aber deutlich empörter – wer nun noch nicht überzeugt ist, gehört wohl nicht zur Zielgruppe von Eye of Nix. Ich genieße auch die folgenden vier Songs, nicht lineare Melodieverläuft, Wechselspiele in Stimmung und Härte, wie man es aus dem Progressiv Rock/Metal kennt und an vielen Stellen wirklich kreative Um- und Zusammensetzungen bekannter spielerischer Elemente. Oft habe ich das Gefühl, eine musikalische Verwandtschaft zu den von mir sehr geschätzten Flight of Sleipnir herauszuhören, zum Beispiel bei „Lull“ und „Toll on“ und schließlich beendet „A hideous visage“ den Reigen wie eine gedachte Doom Metal Version von Dead can dance. Da steckt viel drin. Natürlich ist Musik mit hohem Doom Anteilen nur gut, wenn man ihn bewusst genießt – ‚Black Somnia‘ macht hier keine Ausnahme, das Album überzeugte mich erst nach dem dritten, vielleicht vierten Durchlauf auf Kopfhörern ohne große Ablenkung. Eye of Nix werden vermutlich nicht in jedermanns Munde kommen, hierfür ist ihr Stil zu unzugänglich und zu wenig schmissig und der Gesang sicherlich nicht jedermanns Sache. Ich aber bin froh, dass sie unter Vertrag gekommen sind und man sollte sich dem Album zumindest einmal stellen, denn es könnte eine Liebe entstehen.