'Ethel Cain', die faszinierende Schöpfung der Sängerin und Produzentin 'Hayden Silas Anhedönia', meldet sich mit "Perverts" zurück und schlägt eine künstlerische Richtung ein, die so kompromisslos ist, dass sie fast wie ein Statement gegen die Zugänglichkeit der modernen Musik wirkt. Dieses fast 100 Minuten lange Werk, das ironischerweise als "EP" bezeichnet wird, taucht tief in Cains Liebe zur Drone-Musik ein und entfernt sich bewusst von der semi-zugänglichen Ästhetik ihres Vorgängers "Preacher’s Daughter". Dennoch gelingt es ihr meisterhaft, den Hörer vollständig in die düstere Welt ihrer fiktiven Figur zu ziehen.
Die hypnotische Wiederholung ist eines der Hauptmerkmale dieses Albums. So wiederholt Cain beispielsweise im 13-minütigen "Housofpsychoticwomn" die Worte „I love you“ in einer Art mantraartigem Sog, der sowohl beruhigend als auch verstörend wirkt. Die emotionale Wucht dieser Linie wird unmittelbar im folgenden Track "Vacillator" umgedreht, wenn Cain mit nüchterner Härte singt: „If you love me, then keep it to yourself.“ Diese textliche und musikalische Spannung zieht sich durch das gesamte Album und verleiht ihm eine kohärente Erzählstruktur, die trotz der musikalischen Vielfalt der einzelnen Stücke beeindruckend konsistent bleibt.
Das Klangspektrum von "Perverts" ist gleichermaßen faszinierend wie herausfordernd. Von der tiefen, beinahe erschütternden Baritongitarre in "Punish", die wie ein unheilvolles Erdbeben den ersten „echten“ Song einleitet, bis hin zu den elegischen, fast leeren Klavierakkorden in "Amber Waves" ist das Album eine Reise durch emotionale Extremlagen. Es gibt Momente von atemberaubender Schönheit, aber auch Abschnitte, die fast provozierend monoton wirken – "Pulldrone", eine 15-minütige Klangcollage, die sich wie das Brummen einer elektrischen Zahnbürste anfühlt, ist dabei ein Paradebeispiel. Cain scheint hier bewusst die Grenze zwischen Kunst und Zumutung auszuloten, was nicht jedem gefallen wird, aber den kreativen Mut hinter dem Projekt verdeutlicht.
Was "Perverts" letztlich ausmacht, ist seine emotionale Wucht, die sich oft hinter scheinbar leeren, hohlen Klanglandschaften versteckt. Trotz seiner experimentellen Natur bleibt das Album überraschend eindringlich. Es ist ein Werk, das sich in keine Schublade stecken lässt und ein klares Verständnis von künstlerischer Vision vermittelt. Die Länge des Albums mag zwar Wiederholungen erschweren, doch die Belohnung liegt in der intensiven Erfahrung, die nur eine vollständige, ununterbrochene Hördurchgang bieten kann.
Mit "Perverts" beweist Ethel Cain einmal mehr, dass sie eine außergewöhnliche Künstlerin ist, die keine Angst davor hat, zu polarisieren. Dieses Album ist nichts für beiläufiges Hören oder die nächste Party-Playlist – es ist vielmehr ein Werk, das man alleine und mit Zeit genießen sollte. Für Fans von experimenteller Musik, Drone und Dark Ambient, die sich auf intensive Klangreisen einlassen wollen, ist "Perverts" ein absolutes Muss. Ein zutiefst beeindruckendes und forderndes Album, das die Grenzen dessen, was Musik sein kann, auslotet – und dabei genau das tut, was großartige Kunst tun sollte: Es lässt niemanden kalt.
Ethel Cain - Perverts

Post-Punk aus Italien: 'Faglia' liefern mit ihrer Debüt-EP 'Lead' einen düsteren Erstschlag!

Piombo – das italienische Wort für Blei. Und genau so klingt die Musik von 'Faglia': schwer, düster und mit der magnetischen Anziehungskraft eines Sackes voller Schrauben in einem Magnetfeld. Dieses Trio aus Alessandro Tripodo, Giovanni Albanese und Pietro Dore hat mit seiner ersten EP einen Sound erschaffen, der sich wie bleierne Dunkelheit über die Hörgewohnheiten legt – und genau da bleibt.Aufgenommen und gemixt wurde das Ganze im Crepuscolar Sound Studio unter der Leitung von Gabriele Gramaglia. Für das visuelle Blei-Erlebnis sorgte Mattia Giambini, der Logo und Cover gestaltet hat. Man kö
25 Jahre Blutkind: Wie Wumpscut uns das Fürchten lehrte – und wir uns in den Apokalypse-Sound verliebten!

Vor 25 Jahren, als Discmens unsere Mäntel schwerer machten und die obligatorische Schweißerbrille der Schlüssel zur Coolness auf der nächsten Industrial-Party war, da erschien das Blutkind von Wumpscut. Ein Album, das damals mit der Wucht eines Presslufthammers einschlug – oder zumindest so viel Wucht hatte wie die Bässe, die unsere Boxen an die physikalischen Grenzen brachten. Wir haben es geliebt, wir haben es rezensiert, und heute – ein Vierteljahrhundert später – werfen wir wieder einen Blick zurück. Denn eines steht fest: Das Blutkind ist inzwischen erwachsen geworden. Und wir? Naja, wir ...