Geschichte scheint sich zu wiederholen. In den 1980ern trieb die Menschen die Angst vor einem Kalten Krieg zwischen Ost und West sowie die Folgen einer massiven Umweltzerstörung um. Heutzutage sind Ukraine-Konflikt, Corona und Dürresommer unsere dringendsten Probleme und damit gar nicht so weit von denen von vor 40 Jahren entfernt. Der Kölner Musiker Thomas Elbern hat aus dieser Parallelität der Ereignisse neue Ideen für seine Band Escape With Romeo gezogen.

Dabei existieren sie offiziell gar nicht mehr. Bereits 2017 hat die Formation sich auf ihrer Homepage von ihrer Fangemeinde verabschiedet. 2019, nach zwei Festivalauftritten, war dann auch endgültig Schluss. Danach kam, wie wir alle wissen, Corona, und nichts war mehr wie zuvor.

Damals hatte Elbern die Formation aufgelöst, weil er das Gefühl hatte, alles mit seiner Musik gesagt zu haben. Durch die gesellschaftlichen Umwälzungen, gepaart mit nostalgischen Erinnerungen beim Durchstöbern alter Fotos aus dem 80ern, die der Frontmann aufgrund der vielen Zeit im Covid-Winter 2021 zu digitalisieren begann (und die auch im Booklet zu sehen sind), fragte er sich: "Wie würden die alten Stücke wohl klingen, wenn wir sie heutzutage eingespielt hätten?" Die Antwort liefert nun die üppige Werkschau "Based On A True Story".

Die Doppel-CD bietet einen perfekten Überblick über das Schaffen der Band, die sich zwischen Wave und Indie-Rock ein gemütliches Klangnest gebaut hat. Während auf der ersten CD die Songs in neue Sounds gekleidet wurden, sind auf der zweiten Scheibe die Stücke in der Original-Version enthalten.

Auswahlkriterium für das Kompendium war, welche der Nummern "gut gealtert" sind, und welche heute vielleicht anders klingen würden. Manche Stücke wie der Evergreen "Somebody", das wunderbare "It's Loneliness" oder das shuffelige "Everyone Against Everyone" erscheinen in zwei Versionen. Womöglich auch, um die Herangehensweise dem Hörer zu verdeutlichen.

Denn es geht nicht darum, die Stücke komplett neu zu überdenken, sondern sie im Kern beizubehalten und an manchen Stellen den aktuellen Soundansprüchen anzupassen. So wirken die Neueinspielungen natürlich fetter produziert. Für Escape With Romeo spielten auch die Live-Versionen ihrer Stücke eine Rolle bei der Bearbeitung.

Wie stark sich aber Original und Neueinspielung unterscheiden können, ist sehr gut am akustischen "Refuge" auszumachen, das aus dem Unplugged-Werk "Stripped Again" stammt und eine ganz andere Stimmung als die 2022er-Version besitzt.

Insgesamt wirken die Neuinterpretationen in der Tat frischer. Der Sound hat an manchen Stellen sogar an Kantigkeit dazugewonnen, das Verhältnis zwischen Gitarren und Elektronik wurde neu austariert. Jetzt dominieren die Saiteninstrumente, während die Synthesizer eher wie dezent eingefügte Farbtupfer fungieren.

Fans und Freunde der Gruppe dürfen sich zudem mit "Where Are You Now" und "When The Hammer Comes Down" auf zwei unveröffentlichte Songs freuen, die Thomas Elbern bereits zu Pink-Turns-Blue-Zeiten komponiert hat. Sie runden einen stimmigen Querschnitt ab, den langjährige Wegbegleiter sicherlich erfreuen wird und all jenen, die Escape With Romeo kennen lernen wollen, einen breiten Überblick über die Faszination der Kölner abliefert.