Gerade mal zwei Tage ist es her, dass sich in Antwerpen die Türen des Kultclubs Djingel Djangel schlossen und 'Enzo Kreft' sein neues Werk 'Dictator' unter donnerndem Applaus in die Nacht entließ – veröffentlicht am 26. April 2025. Passender könnte der Moment wohl kaum sein: Europa diskutiert über Putin, Trump, Desinformation, Wahljahr-Fieber liegt in der Luft, Autokraten rasseln mit dem Säbel, und Kreft liefert den Synth-Soundtrack zur kollektiven Gänsehaut.
Schon der instrumentale Auftakt 'Blindfolded Liberty' legt eine bleierne Glocke über das Tanzparkett, bevor 'Self-Proclaimed Savior Of The Nation' mit marschierendem Bass lospoltert und 'Propaganda Parade' das Propeller-Gebläse der Lügenmaschine anwirft. Die Albummitte gerät zum finsteren Ritt: 'Citadel Of Fear' zieht Mauern aus wummernden Sequencern, 'Chains Of Silence' schnürt den Beat wie einen Maulkorb, und doch zwingt einen 'The Iron Fist’s Dance' zum feixen Hüftschwung – Sarkasmus, der sich bestens als Mitternachtstraining eignet.
Danach wird es eiskalt: In 'Penal Colony' klirren Ketten im Kältekammer-Reverb, während 'Martyr’s Melody' einen flackernden Hoffnungsschimmer entzündet und 'Unyielding Sparks' sprühen, als prasselten Funken auf frisch polierte Stiefel. Kreft gönnt sich keine Atempause; stattdessen stürmt 'Hey, Mr. Dictator' mit ausgestrecktem Finger nach vorn und zieht den Potentaten dieser Welt den Stecker. Im Spoken-Word-Epilog 'The Sword And The Pen' mahnt er, die Feder zu schärfen, denn Ideen überleben jeden Stahlhelm.
Das abschließende 'Dawn Of Dissent' fliegt wie eine letzte Rakete in den Morgenhimmel und verschwindet im Fade-Out – ein Zwischenspeicher der Rebellion, kein Schlusspunkt. Wer 2023 unsere Besprechung von 'XL' gelesen hat und sich fragte, wohin sich dieser belgische DIY-Veteran entwickeln würde, bekommt hier die Antwort: tiefer, lauter, bissiger. 'Dictator' ist damit Pflichtlektüre für Electro-Headz, Polit-Nerds und alle, die auf der Tanzfläche das System stürzen wollen – garantiert frei von Zöllen, aber reich an Widerhaken.
Enzo Kreft: Ectro-Aufstand: 'Dictator' lässt die Tanzfläche rebellieren

Cylix - Beta Life

Während Touristengruppen in Athen ehrfürchtig vor der Akropolis verharren, zünden ’CYLiX’ lieber ein Neon-Feuerwerk fürs Nachtvolk. Ihr zweites Album „Beta Life“ erschien am 28. März 2025 via Scanner — knackige fünfzehn Jahre nach dem Debüt „Alpha“ von 2010, das wir damals auf medienkonverter.de als frischen Geheimtipp im Future-Pop-Kosmos feierten. Seitdem hat das Trio — Harry (Vocals), plasmaG (Keyboards) und Elias (Drums) — seine Fingerabdrücke quer durch die Szene verteilt: Beiträge zu "Dark Alliance 4", "Modern Synthpop" (Vol. 1 & 2) oder "Zillo Dark Summer", Remixe von Psyche und Lights ...
French Police entstauben Haunted Castle – limitierte Vinyl-Geister

Während Leipzig und die Szene sich schon aufs Wave-Gotik-Treffen vom 6. bis 9. Juni vorbereitet lugt aus Chicagos Kellern ein Gespenst aus Hall und Herzschmerz hervor: 'French Police' pressen ihr Indie-Juwel Haunted Castle zum dritten Mal auf Vinyl – diesmal nur 500 Scheiben, davon gerade 250 für Europa und das alles bei bekannten Label Young & Cold Records. Wer also trödelt, streamt bald wieder statt zu nadeln.2020 legte die Band das Album zunächst digital vor, die Erstpressung auf CD und Vinyl rauschte wenig später ebenso fix durch die Hände wie die Zweitauflage 2024. Jetzt, passend zur anst...