Während Leipzig und die Szene sich schon aufs Wave-Gotik-Treffen vom 6. bis 9. Juni vorbereitet lugt aus Chicagos Kellern ein Gespenst aus Hall und Herzschmerz hervor: 'French Police' pressen ihr Indie-Juwel Haunted Castle zum dritten Mal auf Vinyl – diesmal nur 500 Scheiben, davon gerade 250 für Europa und das alles bei bekannten Label Young & Cold Records. Wer also trödelt, streamt bald wieder statt zu nadeln.
2020 legte die Band das Album zunächst digital vor, die Erstpressung auf CD und Vinyl rauschte wenig später ebenso fix durch die Hände wie die Zweitauflage 2024. Jetzt, passend zur anstehenden Tour und dem Leipzig-Abstecher, rollen erneut schwarze Scheiben mit schniekem Insert vom Band. Klanglich bleiben 'French Police' ihrer elegischen Mischung aus Post-Punk und Dream-Indie treu, die Fans von 'Motorama' oder 'DIIV' verzückt: Basslinien hüpfen, Gitarren rauschen wie Neonregen, Vocals dringen durch dichten Reverb. Doch diesmal gönnt sich das Quartett mehr klassische Songstruktur: Dance with Me ist ein düsterer Tanzflächen-Magnet, Mission pocht warm auf 80er-Drums, während Sushi and Sex, I’m upset und Future Past melancholischen Sternenstaub verstreuen. Selbst das spanisch geträumte En la Noche federt noch tiefer in den Nebel.
Die Band nennt ihr Rezept „schnelle Melodien, entfernte Stimmen, viel Reverb“ – doch zwischen den Ritzen sitzt echte Sentimentalität. Mastermind Brian Flores liefert eine Produktion, die trotz Wolken aus Hall erstaunlich klar bleibt und in Laut-Leise-Momenten tiefer sticht als ein frisch gewetzter Gothic-Nagel. Vinyl-Fetischisten bekommen obendrein ein Insert, das sich wie ein Polaroid aus einem anderen Sommer anfühlt. Kurzum: Dieser charmante Spuk ist der perfekte Soundtrack für schwarze Seidenfächer, nächtliche S-Bahnfahrten und verregnete Balkonabende. Greift zu, bevor der letzte Geist das Schloss verlässt – danach bleibt vermutlich nur Discogs-Gruseln zum Mondpreis.
French Police entstauben Haunted Castle – limitierte Vinyl-Geister

Enzo Kreft: Ectro-Aufstand: 'Dictator' lässt die Tanzfläche rebellieren

Gerade mal zwei Tage ist es her, dass sich in Antwerpen die Türen des Kultclubs Djingel Djangel schlossen und 'Enzo Kreft' sein neues Werk 'Dictator' unter donnerndem Applaus in die Nacht entließ – veröffentlicht am 26. April 2025. Passender könnte der Moment wohl kaum sein: Europa diskutiert über Putin, Trump, Desinformation, Wahljahr-Fieber liegt in der Luft, Autokraten rasseln mit dem Säbel, und Kreft liefert den Synth-Soundtrack zur kollektiven Gänsehaut.Schon der instrumentale Auftakt 'Blindfolded Liberty' legt eine bleierne Glocke über das Tanzparkett, bevor 'Self-Proclaimed Savior Of Th...
Gothic-Rock-Alarm aus Mainz: Any Miracle und ihr Greater Monster

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