Kurz vor Weihnachten, wenn draußen alles nach Kerzen, Keksen und „Hast du schon Geschenkpapier?“ riecht, passiert manchmal das kleine Wunder, auf das ich als ‘Anne Clark’-Fan insgeheim immer hoffe: vor einigen Tagen kam da eine Nachricht, die sofort diesen inneren Schalter umlegt. Plötzlich ist da nicht mehr Jahresendstress, sondern dieses wohlige Kribbeln im Nacken – weil eine Stimme, die seit Jahrzehnten mehr Wahrheit in drei Minuten packt als mancher in ein ganzes Jahr, wieder live zu erleben sein wird. „Edge Of Silence“ ist angekündigt. Und ja: Ich grinse gerade wie jemand, der heimlich schon die Setlist im Kopf durchspielt.
Wer ‘Anne Clark’ nur als „New Wave-Legende“ abheftet, macht denselben Fehler wie Leute, die Trump als bescheidenen Faktenfreund bezeichnen. Diese Mischung aus Spoken Word und Elektronik ist kein Retro-Accessoire, sondern ein Ereignis: Worte, die nicht gefallen wollen, sondern treffen. Beats, die nicht dekorieren, sondern tragen, drücken, ziehen – und am Ende steht man da und merkt, dass man gerade gleichzeitig getanzt und nachgedacht hat. Genau deswegen freue ich mich so auf „Edge Of Silence“: Alles deutet darauf hin, dass das keine gemütliche Best-of-Vitrine wird, sondern ein Abend mit Haltung und Fokus. Die Ankündigung klingt nach Spannung zwischen elektronischer Kante und akustischen Momenten, nach Songs, die nicht „abgespult“, sondern neu konturiert werden, und nach Material, das sich an einer Gegenwart reibt, die uns ja leider zuverlässig genug liefert, worüber man wütend, melancholisch oder beides sein kann.
Die Tour führt durch mehrere Städte in Deutschland – Chemnitz, Magdeburg, Weimar, Berlin (mit zwei Abenden!), Hamburg, Essen und Köln stehen meiner Recherche nach im Plan. Dazu kommen Utrecht und Brüssel, also auch ein kleiner Ausflug für alle, die Konzertreisen als legitime Form von Selbstfürsorge betrachten (ich urteile nicht – ich nicke anerkennend). Und weil Termine sich im Konzertleben manchmal bewegen wie ein schlecht gelaunter Synth-LFO: Wer Tickets und die jeweils aktuelle Übersicht prüfen will, schaut am besten bei den Venues und Ticketplattformen rein – dort landen Updates in der Regel zuerst.
Für mich ist das Ganze aber ohnehin mehr als eine „Tour-News“. ‘Anne Clark’ ist eine von diesen Künstlerinnen, bei denen Klassiker wie „Sleeper In Metropolis“ oder „Our Darkness“ nicht altern, sondern sich jedes Mal neu in die Gegenwart schieben – als hätte jemand die Worte frisch geschärft. Live ist das keine Nostalgie-Nummer, sondern ein Moment, in dem Musik und Text denselben Raum beanspruchen und du plötzlich verstehst, warum man so etwas nicht einfach „Konzert“ nennt. Kurz gesagt: 2027 wird für mich (und hoffentlich für viele andere) kein Jahr der Stille. Es wird ein Jahr, in dem Stille endlich wieder diese riesige, wunderschön bedrohliche Kante bekommt, die nur ‘Anne Clark’ so kann.
Endlich wieder Worte wie Messer: ‘Anne Clark’ geht 2027 auf „Edge Of Silence“-Tour
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