Offenbar leider mit wenig Beachtung gesegnet, veröffentlichte Christine Westphal im Jahr 2004 unter dem Künstlernamen Eisblume ihr erstes, selbstbetiteltes Debütalbum. Dieses Werk, das bereits auf den ersten Blick durch seine visuelle wie auch klangliche Gestaltung überzeugt, umfasst zwölf sorgfältig ausgearbeitete Songs. Christine Westphal bringt dabei ihre geschulte, klare und zugleich kraftvolle Stimme meisterhaft zur Geltung, indem sie diese gekonnt in durchdachte, elektronische Pop-Songs einwebt. Dabei entstehen Klangwelten, die sowohl subtil als auch eindringlich wirken und einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Wichtig zu erwähnen ist, dass es noch eine weitere Band gibt, die unter dem Namen Eisblume bekannt ist. Dabei handelt es sich um das Projekt der Berliner Pop-Rock-Sängerin Sotiria Schenk, die mit einer festen Band auftritt und durch ihr Gothic-inspiriertes Erscheinungsbild auffällt. Trotz des gleichen Namens handelt es sich bei den beiden Projekten unserer Recherche nach um völlig unterschiedliche Bands.
Nun aber zurück zum Thema. Unterstützt wird die elektronische Basis der Stücke gelegentlich durch geschickt eingesetzte Gitarren, die den Liedern eine dezente, aber wirkungsvolle zusätzliche Dynamik verleihen. Das Album bietet ein breites Spektrum an Emotionen und Klangfarben, wodurch es selbst nach mehreren Jahren seine Relevanz und Anziehungskraft bewahrt. Es ist daher höchste Zeit, diesem bemerkenswerten Werk noch einmal einen ausführlichen Rückblick auf Medienkonverter zu widmen.
Besonders hervorzuheben sind die charttauglichen Stücke wie „Beyond the Haze“ und „No Love“, die mit sanften Synthesizerflächen und eingängigen Melodien nahezu dazu einladen, sich zurückzulehnen, zu entspannen und sich von der Atmosphäre tragen zu lassen. Im Kontrast dazu steht „Shame on Me“, eine dynamische Ballade, die durch ihre emotionale Tiefe besticht. Ergänzt wird dieser Song durch ein eindrucksvoll inszeniertes Musikvideo, das auf der Website des Künstlers verfügbar ist und die visuelle Seite des Projekts perfekt ergänzt.
Eine fast schon mittelalterliche Anmutung entfaltet sich im Song „Mine“, der damit eine völlig andere Facette von Eisblume präsentiert, ohne jedoch das harmonische Gesamtbild des Albums zu sprengen. Besonders eindrucksvoll ist zudem der Titel „Allein“, ein gerade einmal zweiminütiges Stück, das mit seiner tragisch-schönen Kinderlied-Ästhetik zum Nachdenken anregt und durch seine melancholische Stimmung nachhaltig berührt.
„Eisblume“ ist ein beeindruckendes Erstlingswerk, das durch eine erstaunlich perfekte, aber keineswegs überproduzierte Klangqualität überrascht. Die Songs wirken poliert und durchdacht, ohne dabei an Seele zu verlieren oder flach zu klingen. Dieser bemerkenswerte Spagat lässt sich nicht zuletzt darauf zurückführen, dass Christine Westphal beruflich bereits vor ihrer musikalischen Karriere als Produzentin von Werbemusik tätig war. Dieses Know-how überträgt sie mit beeindruckender Präzision und Kreativität auf ihr eigenes Schaffen, wodurch „Eisblume“ einen besonders professionellen und dennoch authentischen Charakter erhält.