Nein, das ist kein vergessenes Doom-Juwel aus der 90er-Schublade – das hier ist taufrisch. 'Heritage', das neue Album von 'Structure', erscheint am 25. April 2025 bei Ardua Music, und selten hat mich ein Doom-Release so sehr an die Hand genommen, auf den Boden gedrückt und gleichzeitig sanft umarmt. Hinter dem Projekt steckt der niederländische Multiinstrumentalist Bram Bijlhout, den man vielleicht noch von Officium Triste kennt – oder eben nicht, Doom ist ja kein Massensport. Seit 2021 ist Structure seine Spielwiese für alles, was schwer wiegt, aber nicht schwerfällig ist. Mit an Bord: seine alte Doom-Kollegenschaft Pim Blankenstein, der mit seiner Stimme irgendwo zwischen Grabstein und guter Vaterfigur pendelt, Dirk Bruinenberg (Elegy) am Schlagwerk und Robert Soeterboek (Ayreon, Plan 9) mit zusätzlichen Vocals.
Und was soll ich sagen? Schon Will I Deserve It packt dich beim Herzen wie ein Wintermorgen, an dem du deinen Atem siehst und dich fragst, warum eigentlich alles so ruhig ist. Das ist kein Einheitsbrei aus Doom und Death, das ist große Emotion in Moll – mit Gitarre, die nicht bloß lärmend leidet, sondern erzählt. What We Have Lost klingt, als hätte jemand den Begriff „Trauerarbeit“ vertont, aber mit Fingerspitzengefühl. The Sadness Of Everyday Life trifft da, wo der Montag wohnt. Und der Titelsong Heritage ist so schön, dass man beinahe dankbar ist, dass es uns manchmal schlecht geht – weil es eben auch solche Musik hervorbringt. Ganz großes Finale dann bei Until The Last Gasp: keine Worte, keine Dramatik, nur Musik, die schweigend sagt: „Ich war da, ich hab dich gehört.“ Und das tut verdammt gut.
Abgemischt wurde das Ganze übrigens von J.B. Van Der Wal (Dool, Celestial Sanctuary u.a.), der dem Album genau den Sound verpasst hat, den es verdient: warm, klar, schwer – wie ein altes Fotoalbum, durch das man blättert, obwohl man weiß, dass man danach ein bisschen kaputter ist. Apropos Fotoalbum: Das Artwork besteht tatsächlich aus echten Familienfotos von Bram – und damit ist Heritage nicht nur musikalisch, sondern auch visuell ein echtes Stück Leben. Keine Übertreibung: Das ist eins dieser Alben, die man nicht einfach hört, sondern fühlt. Nun, wer Doom mag, wird dieses Album lieben. Wer kein Doom mag, sollte trotzdem reinhören – es könnte passieren, dass man plötzlich ein Fan von traurigen Holländern mit Gitarren wird. Mir ist’s jedenfalls passiert.
Doom mit Tiefgang: Heritage von Structure lässt dich traurig grinsen

Wenn Odin Metal macht: 'Ragnar' von Champions Of Sorrow ist da

Während andere Bands noch in der Garage proben, schwingen 'Champions Of Sorrow' bereits das musikalische Schwert über dem Fjord: Mit ‘Ragnar’ veröffentlicht die finnische Newcomer-Truppe einen Viking-Metal-Ohrwurm, der sich anfühlt wie ein Axtwurf mitten ins Trommelfell – episch, melodisch, nordisch gut. „Ich wollte einen richtig eingängigen Song schreiben, der Viking Metal in jeder Hinsicht verkörpert“, sagt Bandgründer Ville Jokilehto. Und was sollen wir sagen? Zielscheibe getroffen, Axt versenkt. ‘Ragnar’ klingt, als hätte man Amon Amarth mit Melodic Death Metal in den Whirlpool geworfen – ...
VNV Nation: Silence Speaks ist da – schön, glatt, ein bisschen brav

Am 21. März 2025 war es dann also soweit: VNV Nation haben mit 'Silence Speaks' ihren neuesten Track veröffentlicht – und damit ein Lebenszeichen gesendet, das man wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Der Song kommt gewohnt stilsicher daher: glasklare Produktion, melancholischer Elektropop mit warmem Unterton, Ronan Harris in Bestform am Mikrofon – kurz gesagt, Qualität ist schon vorhanden. Doch das große „Wow“, das man sich insgeheim vielleicht erhofft hatte, bleibt - zumindest bei mir - leider aus.'Silence Speaks' ist halt ein typischer VNV-Song im besten (und ein bisschen auch im vorsichtigsten)...