Bei unserer täglichen Bandcamp-Recherche, die irgendwo zwischen kreativer Inspirationssuche und einer milden Form der Sucht rangiert, sind wir heute auf ein Release gestoßen, das uns in seiner radikalen Andersartigkeit direkt umgehauen hat: Die 'EP1' von 'Diminished Bastard Sword'. Hinter diesem martialischen Namen steckt kein geringerer als Michael Renfield, den der eine oder andere vielleicht schon von seinem alternativen Projekt R010R kennt. Der New Yorker Klangzauberer und Industrial-Tüftler serviert hier keine leicht verdaulichen Häppchen, sondern eine wuchtige Klanglawine, die irgendwo zwischen Industrial, Noise und der musikalischen Version eines David Lynch-Films pendelt. Und wir müssen sagen: Wir haben sie mit Vergnügen über uns ergehen lassen.
Mit dem Release zeigt Renfield eindrucksvoll, dass er keine Lust auf musikalische Konventionen hat. Stattdessen treibt er den Industrial- und Noise-Gedanken brutalst in neue Gefilde indem er sich des sogenannten "no input" Mixings bedient – einer Technik, bei der Mischpulte ihre eigenen Signale erzeugen (so zumindest hab ich es verstanden). Ergänzt wird das Ganze durch Drone-Geräte und eine Armada von FX-Komponenten die wie kleine akustische Pyromanen jeden Track in brandgefährliche Klangkulissen verwandeln. Was daraus entsteht, klingt nicht wie Musik im klassischen Sinne, sondern wie eine dystopische Klanglandschaft, die von Maschinen bewohnt wird, die bessere Tage gesehen haben.
Schon der Opener „Prologue“ gibt die Richtung vor: Minimalistische Drones und verzerrtes Feedback erzeugen eine unruhige Spannung, die sich anfühlt wie das leise Brummen einer Maschine, die gleich explodieren könnte. Mit „A Forgotten Descent“ geht es heftigst weiter und ab da nimmt die EP dann richtig Fahrt auf. Hier treffen pulsierende Frequenzen auf harsche Noise-Attacken, während im Hintergrund eine unheilvolle, fast schon filmische Atmosphäre aufgebaut wird. Es ist, als würde man durch die endlosen Schächte eines sterbenden Raumschiffs wandern. Uff!
Der nächste Track, „Adversary of Light“ kombiniert schleppende Drones mit abrupten Sounderuptionen - so würde ich es zumindest versuchen zu beschreiben. Es ist das akustische Äquivalent zu einem Lichtstrahl, der plötzlich durch dunkle Ruinen bricht – nur um sofort wieder von der Dunkelheit verschlungen zu werden. Ein hypnotischer, schwerer Track, der das Publikum in einen Sog aus Dissonanzen zieht. Das Herzstück der EP ist meiner Meinung nach zweifellos „Lest the Path Betray“, ein wahres Epos der Klangkunst. Der Song beginnt kurz, noch bedächtig, dann mit schwelenden Drones und subtilen Noise-Schichten, bevor er sich gegen Ende in ein chaotisches Crescendo aus Rückkopplungen und verstörenden Klangfragmenten steigert. Es ist wie ein langer, alptraumhafter Abstieg, bei dem jeder Schritt schwerer und ungewisser wird.
Mit „Yōkai Mask“ bringt Renfield eine Prise Takt in die EP. Es beginnt rhythmisch pulsierend. Hier treffen zischende Sounds auf tief dröhnende Bässe, die eine bedrohliche, fast körperlich spürbare Präsenz erzeugen. „The Plague“ ist für mich der aggressivste Track des Albums. Verzerrte Frequenzen und wütende FX-Geräusche dominieren den Sound und erzeugen das Gefühl eines unkontrollierbaren Ausbruchs. Es ist ein Track, der sich weigert, stillzustehen – und genau deshalb so packend ist. Das große Finale, „Light Pours from a Granite Spire“ ist möglicherweise der emotionalste Moment der EP. Hier kombiniert Renfield langsame, dröhnende Drones mit einer seltsamen, fast hoffnungsvollen Dynamik die in übertragenem Sinne aus dem musikalischen Chaos aufsteigt. Der Track wirkt wie ein leiser Triumph über die Dunkelheit und schließt die EP mit einer Note von Ambivalenz ab.
Mit EP1 hat Michael Renfield alias Diminished Bastard Sword einen Soundtrack für das Ende der Welt geschaffen – oder für deinen nächsten Albtraum, je nachdem. Aber was hier wie ein Chaos aus Maschinen und Noise wirkt, ist bei genauerem Hinhören ein extrem detailverliebtes und durchdachtes Klangkonstrukt. Die EP ist kein leicht verdaulicher Snack, sondern eher ein Fünf-Gänge-Menü in einem Restaurant, das komplett aus Stahl gebaut ist und wo dir der Koch während des Essens erklärt, dass alles von einem Roboter gemacht wurde. Es ist verstörend, spannend und einzigartig.
Also: Wenn du bei Industrial und Noise gerne über den Tellerrand hinausschaust – oder ihn direkt in den Mixer wirfst –, dann ist EP1 dein Ding. Für Fans von verstörenden Klangkulissen, kreativen Experimenten und einer Prise Wahnsinn ist diese EP ein absoluter Pflichtkauf. Und an alle anderen: Hört es euch trotzdem an. Ihr werdet staunen, es hassen – aber irgendwie auch lieben.
Diminished Bastard Sword - EP1
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