Dim Arcana - Ars Populi

Die katholische Kirche ist nicht ihr bester Freund. Ein Blick auf die Rückseite des geschmackvoll gestalteten Booklets im kunstvoll aufgemachten 6-Panel-Digipack genügt, um dies zu wissen. Dort haben Dim Arcana, ein Duo aus Norditalien, ein weißes Lateinisches Kreuz in einen roten Kreis gesetzt und durchgestrichen. Wieso das? Dim Arcana, dahiner verbergen sich die Künstler Diasper und Einzl, sind Geschichtenerzähler. Geschichtenerzähler aus einer anderen Epoche. Ihre Geschichten erzählen vom Mittelalter in Europa, von dessen dunkelsten, abgrundtiefsten, grausamsten Seiten. Von Tod, Pest, Folter, Kriegen und der entsetzlichen menschlichen Angst vor Gottes Zorn und Strafe, ausgeübt durch die Hand der katholischen Kirche. Dim Arcana wollen hörbar machen, was einst der niederländische Maler Hieronymus Bosch in seinen faszinierenden Bildern zur Schau stellte. So zieren denn auch Werke dieses Künstlers den Digipack des offiziellen Debüt-Albums von Dim Arcana, „Ars Populi“, groteske (un)menschliche Fratzen und das leidende Antlitz Jesu prangen auf dem Cover, verstörend und abschreckend. Keine leichte Kost also, die hier präsentiert wird, bezeichnen Dim Arcana ihre Geschichten doch selbst als „vulgar histories of the humblest arts“. Ihr „Medieval Dark Ambient“ entpuppt sich als ausgesprochen ruhige, extrem düstere Klangcollage, die erstaunlich wenige mittelalterliche Elemente aufweist, dafür aber ein Konglomerat an unterschiedlichsten Geräuschen, die sich bisweilen sogar in Lärmeskapaden entladen, und der Rezitation italienischer Texte. Rhythmische Percussions, verzerrte Stimmen im Hintergrund, höllische Kakophonie fern jegliches Menschlichen, wabernder, pulsierender Hall, unheimliche Keyboard-Drone-Sounds und ein teuflisches Flötenspiel, sich abwechslend mit Einzels Erzählungen (die italienischen Texte sind im Booklet leider nicht übersetzt, mit soliden Lateinkenntnissen fällt das Verständnis jedoch leichter), jagen einem Schauer über den Rücken. Stets glaubt man eine latente Bedrohung aus dem Unsichtbaren zu spüren, unheilvolle Bilder tauchen vor dem inneren Auge auf, doch so richtig hineinversetzen in das, was die Grausamkeit des Lebens im Mittelalter ausmachte, in dem Tod, Angst und Schrecken tägliche Begleiter waren, vermag man sich nicht, vor allem, wenn man der italienischen Sprache nicht mächtig ist. „Ars Populi“ wartet mit ein paar interessanten Ideen auf, doch wirklich fesseln kann das Album nicht, zu heterogen wirkt es insgesamt, zu wenig strukturiert und auf sein eigentliches Thema hin ausgerichtet. Das erwartete Gesamtbild vermag sich aus der Vielzahl der akustischen Reize nicht einzustellen. Eher ließe es sich als experimentelles Klangwerk interpretieren, das einen willkürlich gewählten Kunsttitel tragen könnte, damit man sich an dessen Interpretation weiden möge. Dem Anspruch, den Diasper und Einzl an ihr Debüt stellen, werden sie nicht gerecht. Es fehlt an Originalität und Spannung. Dim Arcana bieten mit „Ars Populi“ leider nur mittelmäßigen, austauschbaren Dark Ambient, wie es ihn vielfach zu hören gibt. Der einzig ansatzweise "mittelalterliche" Anspieltipp: 04 - Lux Obscura

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