In einer Welt, in der politische Karikaturen sich für Messiasse halten und ihre Allmachtsfantasien in 280 Zeichen brüllen, ist der Titel dieses Albums fast schon prophetisch: 'A Greater Monster'. Was wie eine bissige Netflix-Dystopie klingt, ist in Wirklichkeit das zutiefst persönliche Debüt von Any Miracle. Digital erschien das Album bereits am 19. Oktober 2023 – aber heute, am 2. Mai 2025, gibt’s das Biest endlich auf CD. Und das ist keine belanglose Pressung, sondern ein physisches Manifest gegen Gleichgültigkeit, geistige Verflachung und musikalischen Stillstand.
Dass die Bandmitglieder aus der deutschen Dark-Wave-Szene der 90er stammen, hört man. Aber Any Miracle leben nicht in der Vergangenheit – sie schleifen ihre musikalischen Werkzeuge an der rauen Gegenwart. Die Songs auf A Greater Monster sind düster, poetisch, reflektiert und erschreckend nah dran an dem, was man heute täglich in den Nachrichten sieht – und manchmal lieber nicht sehen will. Der Opener Storm of Monsters wütet wie ein apokalyptischer Orkan aus Lovecraft und Klimaangst, während The Select seine hypnotischen Kreise um die Gehirne der Verführten und Verblendeten zieht – ein Abgesang auf falsche Eliten, tanzbar, aber messerscharf. Careless ist das dunkle Herzstück des Albums: eine schonungslose Selbstanalyse über moralische Bequemlichkeit, die einem das schlechte Gewissen direkt in den Gehörgang injiziert.
Und dann wäre da noch Joran – eine stille Hommage an Stephen King, gepaart mit einem sensiblen Blick auf Männlichkeitsbilder, die weder stark noch schwach sein müssen, sondern einfach menschlich. Revenants, der Lovesong gegen die Zombies der Vergangenheit, ist ebenso tanzbar wie tragisch – und gibt dem Album eine bittersüße Romantik mit auf den Weg. Musikalisch bewegen sich Any Miracle irgendwo zwischen Clan of Xymox, Dead Can Dance, Boy Harsher und Slowdive. Aber wer jetzt denkt, hier wird nur zitiert, irrt gewaltig: A Greater Monster klingt eigenständig, gewachsen, kompromisslos. Kein Retro-Trip, sondern eine dunkle Reise in die Jetztzeit – mit echtem Tiefgang.
Dass das Album vor einiger Zeit erschien, ändert nichts an seiner Relevanz. Im Gegenteil: Jetzt, da die Welt noch ein paar verrrückte Diktatoren mehr und ein paar Idealisten weniger zählt, wirkt A Greater Monster fast erschreckend aktuell. Und auf CD entfaltet es endlich seine volle, greifbare Wucht – für alle, die Musik noch mit Herz, Verstand und Regalplatz hören wollen.
Diktatoren, Dämonen und Dark Wave: 'A Greater Monster' von Any Miracle auf CD
Rupesh Cartel - Residual light
Dass die Schweden wissen, wie man gute Musik macht, haben nicht nur Abba oder Roxette in der Vergangenheit bewiesen, auch Bands wie Rednex oder Ghost zeigten über die Dekaden, dass die Skandinavier viele Fans mit ihrer Kunst erreichen können. Doch nicht nur Pop oder Rockmusik können die Schweden, denn auch in Sachen Synthiepop wissen sie zu überzeugen, wie das Duo Rupesh Cartel mit ihrem neuen Album “Residual light” jüngst bewiesen.
NamNamBulu: Futurepop-Flashback: ‘Blinded!’ feiert sein 20-Jähriges
Während heute Deepfake-Hologramme Festivalbühnen bevölkern und KI-DJs sekündlich die Charts umsortieren, drehen wir heute & jetzt die Uhr exakt zwanzig Jahre zurück: Am 2. Mai 2005 erschien ’NamNamBulu‘-s EP-Reissue „Blinded!“ – frisch remastert, rot glühend und bei Infacted Recordings unter der Katalognummer FACT 3034-2 veröffentlicht. Schon damals adelten wir bei Medienkonverter das Werk als kleinen Future-pop-Lehrpfad: Alle sechs Songs der raren Demo-CD „blind?“ plus sieben Bonus-Schätze landeten auf insgesamt 13 Tracks – eine vibrierende Werkschau der Frühphase des Schweizer Duos. Hach!Ker...