Heute ist einer dieser seltenen Tage, an denen ein einziger Song genügt, um die Welt für einen Moment düsterer, wuchtiger und zugleich erstaunlich klar erscheinen zu lassen. Genau diesen Effekt entfesseln ’KMFDM’ mit der Veröffentlichung ihrer neuen Single ’Oubliette’. Der Track wirkt wie eine metallene Falltür in eine neue Schaffensphase und eröffnet zugleich den Blick auf das kommende Album ’Enemy’, das am 6. Februar 2026 via Metropolis Records erscheinen wird – ein Datum, das sich Fans des Ultra Heavy Beat jetzt schon rot im Kalender markieren können.
’Oubliette’ ist weit mehr als nur ein erster Vorgeschmack. Der Titel bezieht sich auf jenes mittelalterliche Verlies, in dem man Menschen verschwinden ließ, die man am liebsten aus dem kollektiven Gedächtnis radiert hätte. Ein Sinnbild, das leider erschreckend gut in eine Zeit passt, in der Verdrängung und Vernebelung oft bequemer erscheinen als klare Worte. Doch während sich die Welt zwischen politischer Kakophonie und allgemeinem Desinformationsrauschen dreht, setzen ’KMFDM’ lieber auf ihre bewährte Mischung aus bissigem Kommentar, tanzbarem Industrial-Druck und einer Energie, die sofort durch Mark und Moshpit fährt.
Angeführt von Sascha ’Käpt’n K’ Konietzko und Lucia Cifarelli, deren Vocals einmal mehr die perfekte Balance aus Attacke und Melodie finden, marschiert die Band mit einem Selbstverständnis nach vorn, als hätte sie gerade erst begonnen, die Welt zu beschallen. Andy Selway liefert das rhythmische Fundament so stabil wie ein Panzerkettenlaufwerk, während der neue Gitarrenmann Tidor Nieddu frische Klangfarben ins Geflecht webt. Und als besonderes Sahnehäubchen setzt Annabella Konietzko mit ihrem Songwriting-Debüt YOÜ auf dem kommenden Album einen zusätzlichen Impuls, der zeigt: Diese Band entwickelt sich selbst dann weiter, wenn sie gleichzeitig seit 40 Jahren unerschütterlich konstant bleibt.
’Enemy’ scheint schon jetzt eines der stilistisch breitesten und zugleich kompromisslosesten Werke dieser Band zu werden. Zwischen melodischen Elementen, finster mahlenden Grooves, politischer Schärfe und dem altbekannten KMFDM-Rotz, der jedem Track sofort seine Signatur verpasst, formt sich ein Album, das weniger ein Release als vielmehr eine Kampfansage an Ignoranz und Heuchelei ist. Während die nahezu ausverkaufte Europatour im Februar 2026 bereits in den Startlöchern steht, markiert ’Oubliette’ den perfekten Auftakt: ein wuchtiger Dezembergruß, der zeigt, dass man auch nach 42 Jahren Bandgeschichte nicht im Geringsten daran denkt, die Lautstärke herunterzuregeln.
