Fragt man in der ‚Szene’ herum, so bekommt man auf die Frage wer denn ‚Die Form’ sei oftmals die Antwort das wären doch die, die auf der Bühne immer an ziemlich nackten Frauen mit Messern und anderen komischen Utensilien herumfummeln würden. Zugegeben, so war das auf jeden Fall am Anfang und ich kann mich auch noch erinnern, als das Publikum in der Wartburg in Wiesbaden irgendwann Anfang der Neunziger ein wenig verdutzt schaute, als Die Form nach Bands wie den Armageddon Dildos ihre für viele überraschende Bühnenshow zelebrierten. Philippe Fichot und seine Lebensgefährtin Eliane P. darauf zu reduzieren, wäre allerdings zu einfach und… einfach dumm! Elektronische Pioniere, die über verschiedene musikalische und visuelle Stile seit Gründung 1979 im neuen Jahrtausend mehr als angekommen sind, das trifft es schon besser. Industrial Anfänge, zwischendrin tanzbare Elektronik bis hin zum Bach-Projekt 2007, das alles ist Die Form. Vielseitigkeit gepaart mit Anspruch. Wenn es so etwas wie Hits gäbe, dann zählen ‚Silent Order’ und das leider nicht auf der Compilation enthaltene ‚Sex by Force’ dazu. Was sich konstant durch das gesamte Schaffen des Künstlerpaares zieht ist sicherlich der klassisch angehauchte, charakteristische Gesang Elianes oftmals im Duet mit den EBM-lastigeren Vocals von Fichot. Und so funktionieren die Titel in der Zusammenstellung durchweg auch in der vorgestellten Reihenfolge, wo aufeinanderfolgende Songs auch schon mal fünfzehn Jahre voneinander entfernt veröffentlicht wurden. So zum Beispiel das von der 2004 erschienenen CD ‚InHuman’ entliehene Aphex-Twin angelehnte ‚Diktat’, das von ‚Chain Reaction’ und ‚Cantique’ des 1994 veröffentlichten Albums ‚Suspiria de Profundis’ gebührend eingerahmt wird. Zwar klingt die hierbei eingesetzte Elektronik natürlich sehr anders, einen Bruch in der Gesamtaussage kann man jedoch nicht erkennen. Ein anderes gutes Beispiel ist ‚The Hidden Cage’ (2004) das langsam, fast chilled beginnt, dann aber durch Fichots Gesangseinsatz die typische Wucht einer Form-Produktion erlangt. Dass das gut zehn Jahre vorher produzierte ‚Chronovision genau davor zum Besten gegeben wird erscheint logisch; beim ersten Hören. Aus nostalgischen Gründen und musikalischen (!) Vorlieben heraus gefallen Titel wie ‚Erotic Non Stop’, ‚Slavesex’, ‚Masochist’ oder ‚Bite of God’ letztendlich am besten: ehrliche Elektronik mit der richtigen Entschlossenheit zur glaubhaften Umsetzung. Wie auch bei vielen anderen Veröffentlichungen von ‚Die Form’ steht bei ‚XXX’ das Gesamtprodukt im Vordergrund. Der in Lederoptik gefassten kommerzielle Version der ‚Best of’ liegt noch eine dritte Rare-Tracks CD bei und das Paket ist selbstverständlich wieder mit den künstlerischen Fotografien von Philippe Fichot im Booklet ausgestattet. Eine schöne Zusammenstellung, obwohl man sich natürlich wie immer über das Tracklisting streiten kann. Da mir die dritte CD und die Retail-Version als Gesamtkunstwerk nicht vorliegen enthalte ich mich einer Sterne-geprägten Wertung und hoffe die Begeisterung über das hier Dargebotene ausreichend im Text transportiert zu haben.