Wenn man über die Band 'Dawn Of Ashes' spricht, dann meint man in erster Linie irgendwie immer Kristof Bathory – Visionär, Grenzgänger und jemand, der vermutlich selbst beim Frühstück schwarze Kontaktlinsen trägt. Seit der Jahrtausendwende treibt er sein Projekt mal durch kalte, elektronische Hallen des Aggrotech, dann wieder durch finstere, blackmetallische Schluchten. Doch 'Dawn Of Ashes' war nie dafür bekannt, sich lange auf einem Sound auszuruhen. Jeder neue Release wirkte für mich bisher wie eine Häutung – oft blutig, immer radikal.
Mit dem am 6. Juni 2025 über Metropolis Records veröffentlichten Album 'Infecting The Scars' holen Dawn Of Ashes nun aber den Elektronenprügel wieder aus dem Schrank – und zwar mit einem Lächeln, das garantiert niemandem guttut. Statt sich weiterhin im Grenzgebiet zwischen Metal und Industrial herumzutreiben, kehrt das Projekt zurück zu dem, was man mit einem süffisanten Grinsen als „elektronische Frühkindheitsprägung“ bezeichnen könnte. Aber keine Sorge: Hier wird nicht einfach alter Kram aufgewärmt. Das klingt nicht nach Retro-Karaoke mit Cyberlocken – das ist eine Rückkehr mit Skalpell, nicht mit rosa Nostalgiebrille. Die klangliche DNA des frühen Aggrotech – kalte Synths, schneidende Vocals, Beats wie ein Boxkampf mit Maschinen – wird seziert, neu zusammengesetzt und mit der emotionalen Reife eines Mannes serviert, der ganz genau weiß, wie tief seelische Abgründe reichen. Es wirkt fast so, als hätte Bathory seine eigene Vergangenheit in den Schwitzkasten genommen und gezwungen, verdammt nochmal erwachsen zu werden – ohne ihr den Wahnsinn auszutreiben.
Musikalisch ist das Ergebnis eine Abrissbirne in chirurgischer Präzision. Die Tracks strotzen vor Energie, Düsternis und jener herrlich überdrehten Mischung aus Dancefloor-Wut und innerem Zerfall, für die das Genre einst geliebt (und gefürchtet) wurde. Kein Plastikgeklimper, kein belangloses Clubgepose – hier schreit alles nach Ernst, Intensität und (mindestens) einer Therapiesitzung pro Woche. Auch textlich wird nicht gekleckert: Statt platter Phrasen gibt es hier tiefenpsychologische Seelenstriptease – mit einem Hauch sadistischer Poesie. Die Narben im Titel sind keine Metaphern. Sie jucken. Und sie eitern. Mit Alien Vampires ist außerdem noch ein Feature dabei, das so viel Subtilität mitbringt wie ein brennender Fleischwolf – und damit perfekt ins Gesamtbild passt. Am Ende bleibt Infecting The Scars nicht einfach im Gehör hängen, sondern nistet sich ein wie ein Parasit in deinem Kopf.
Infecting The Scars ist natürlich nichts für zartbesaitete Kuschelpopper oder Gothic-Romantiker die beim dritten Refrain gerne mitschunkeln. Das hier ist die rohe Essenz dessen, was Aggrotech mal war – und jetzt wieder ist: gefährlich, unangepasst, und garantiert nicht jugendfrei. Wer sich schon früher an Suicide Commando, Grendel oder den düsteren Phasen von Dawn Of Ashes die Gehörgänge wundgehämmert hat, darf sich freuen: Das hier ist eure Rückfahrkarte in den Wahnsinn. Nur eben mit besseren Produktionswerten und noch mehr seelischem Schmerz.
Dawn Of Ashes – Infecting The Scars

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