„Am Heimkomputer sitzt ich hier – und programmier die Zukunft mir!“ Und in den Achtzigern brauchte man dafür noch eine Datassette, liebe Kinder, eine Gerätschaft mit der analogen Töne auf einer Cassette in digitale Signale für den heimischen Rechner umgewandelt wurden. Und nach zwanzig Minuten Wartezeit hatte man dann auch mal eins der schönen Spiele mit umwerfender Graphik geladen. Das waren noch Zeiten… Heute steht Datassette auch für einen Tonwandler, allerdings ist der menschlich, und im Gegensatz zum Schmitt-Trigger, der damals die Wandlung übernahm kommt dabei keine digitales Signal sondern äußerst hörenswerte Musik dabei heraus. Bisher kennt man Datassette hauptsächlich von seinen im Internet veröffentlichten Remixes, die mal Kate Bush elektronisiert oder Peter, Bjorn and John noch hörenswerter gemacht haben. Das vorliegende Album hält nun jedoch in der Promo-Version neun ausschließlich eigene Stücke bereits, die zwischen Minimal-Elektro und instrumentalem Ambient-Pop schwingen. Das fertige Album wird mit ‚Worms’ noch einen Track mehr offerieren. Vielleicht könnte man es sich einfach machen, indem man behauptet, Datassette sei das, was im letzten Jahr Neongrau war, nur anders, dies würde aber der investierten Muße und den guten Ideen nicht gerecht werden. Deshalb gerne ein paar mehr Worte. Der Track ‚Minus Fourteen’ im Orbital-Style sticht zu allererst heraus, vielleicht deshalb, weil dort ein Grauzone-Sample aus „Eisbär“ geschickt zwischen wave-geladenen Gitarrensounds verbraten wird und mit so einigen BPM einen treibenden vierminütigen Track liefert. „Running away“, im Intelligent-Techno Bereich angesiedelt und das 1:19 kurze ‚Box’ mit Telex-Referenzen zählen weiterhin zu den schnelleren Stücken. Der Rest des Albums ist bedeutend ruhiger und frickeliger. Besonders „Damage Report“ mit seinem wenigen, gut zusammengestellten Spuren, ähnlich wie man das von Thomas Fehlmann kennt, setzt sich hypnotisch-einschneidend fest. Ein definitiver weiterer Gewinner auf dem Album. ‚Pluck’ kommt fast ohne Beats aus und ist so fast schon ein echter Ambent-Track, wie in Herr Patterson in seiner ‚Orbus Terrarum’ Phase nicht besser hätte machen können. Viele Vergleiche, aber anders wird man diesem innovativen Elektronik-Zirkus nicht Herr. Kommt noch mehr in dieser Richtung vom Ai Label, so könnte dieses eine ähnlich hervorstechende Rolle einnehmen, wie dies WARP in den Neunzigern getan hat. Man darf begeistert sein!