Es ist nicht zwingend notwendig, schon allein bei dem Wort "Halloween" in Ekstase zu geraten, einen Faible für Spuk- und Schauergeschichten zu haben oder dergleichen geartet zu sein, um sich auf die musikalischen Finsterlandschaften des Industrial/Gothic-Metal Duos Spectrum-X einzulassen. Von Vorteil könnte es dennoch sein, denn Frau CandyBones und Herr Nullifer kreieren nicht nur den passenden schaurigen Sound dazu, sondern auch eine Geschichte, die davon erzählt, dass Nullifer und CandyBones hinter einem zerbrochenem Spiegel in ihre Zukunft sehen können. Eine Zukunft, die in Krieg und Zerstörung versunken sein wird, eine Zukunft voller Stahl und Kälte und Menschen als Soldaten. Und weil es in dieser Zukunft auch keine gruseligen Geschichten und obskure Nächte mehr geben würde, geben sich die beiden ihrem Schicksal hin und werden zu Untoten. Bei der musikalischen Umsetzung dafür, glaubt man manches Mal auf den dunklen und ebenso nebligen Pfaden die Umrisse von Marilyn Manson, den Murderdolls und ähnlichen Bands zu erkennen, ohne dass dabei die Rede von einer Kopie sein muss. Spectrum-X sind völlig eigen, bisweilen auch einfach nur eigenartig. Schwere Sounds, nicht zu bändigende Drums, extrem unangenehme, bedrohliche Stimmungen und dazu noch Nullifers Growls, schicken den Hörer immer wieder durch eine Elektro-Tortur, die nicht nur reizvoll, sondern mitunter auch auf Dauer schrecklich anstrengend sein kann. Für fehlende Abwechslung steht "Darkest Night Ever" aber auf keinen Fall. Es wurde musikalisch an so gut wie alles gedacht, so dass sowohl bewegliche und eingängige Titel (Gnomes Bones; Electrostatic Forms; Electrozombie), Titel mit einer guten Portion Härte (Unsane) und auch diverse Grusel- und Schauersongs auf dem Album zu finden sind. Wer sich also in eine dunkle, abstruse Welt der Italiener entführen lassen möchte, wer dem bizarren Stilgemisch aus Gothic, Industrial und Metal nicht abgeneigt ist und sich die Gruselgeschichten von Nullifer und CandyBones nicht entgehen lassen will, der sollte hier unbedingt ein Ohr riskieren.