Data H - Silence Between Errors

Data H - Silence Between...

Nun, manchmal reicht ein schneller Blick auf den Titel, um zu wissen, dass ein Album kein leichter Spaziergang durch bekannte Klanglandschaften wird. Und hier sind wir dann auch schon beim Thema. 'Silence Between Errors' klingt nicht nur wie ein Systemlog eines kaputten Rechners – es fühlt sich auch so an. Hinter dem Namen Data H steckt ein portugiesischer Produzent, der seit über 30 Jahren an den Schnittstellen zwischen Klangdesign, experimenteller Elektronik und auditivem Grenzgang werkelt. Und das hört man. Keine kalkulierte Provokation, keine industrialisierte Pose, sondern ein kompromissloser Blick in den Maschinenraum klanglicher Dekonstruktion.

Dabei ist Data H alles andere als ein Lärmmacher ohne Konzept. Im Gegenteil: Was hier auf die Hörer:innen losgelassen wird, ist präzise programmiert, technisch überaus durchdacht und voller akustischer Raffinesse. Die klangliche Ausrichtung dieses Albums lässt sich wohl am ehesten als Schmelztiegel aus Industrial, Power Noise, Dark Ambient, IDM und einer Prise EBM beschreiben – wobei letzteres weniger zum Tanzen als vielmehr zum Zähneknirschen einlädt. Was sich liest wie eine lose Genre-Allianz, klingt bei Data H wie eine konsistente Welt: düster, fremdartig, funktional – aber nie kalt.

Die zehn Tracks auf 'Silence Between Errors' durchlaufen eine beeindruckend klare Produktion, die trotz aller Verzerrung und Details nie im eigenen Chaos untergeht. Stattdessen bleibt alles fein & sauber separiert und fein nuanciert – wie ein mikroskopischer Blick auf die Zerstörung. Die Beats sind scharfkantig, stoßen sich an metallischen Texturen, während granulare Fehler, rückkopplungsartige Details und zerstückelte Melodien in der Peripherie kreisen. Es ist, als würde man einem defekten Satelliten dabei zuhören, wie er seine letzten Datenpakete durch den Äther jammert – verzweifelt, fehlerhaft, wunderschön.

Wer also ein Album sucht, das sich brav im Hintergrund hält oder nach dem dritten Track in Harmonie übergeht, ist hier definitiv falsch. Die Sounds wirken oft wie aus einem apokalyptischen Betriebssystem extrahiert, irgendwo zwischen künstlicher Intelligenz am Rande des Burnouts und menschlicher Kontrolle, die längst aus den Händen geglitten ist. Dennoch bleibt das Album durchweg zugänglich – nicht im Sinne von eingängig, aber stets nachvollziehbar in seiner Klangarchitektur. Alles scheint gewollt. Alles sitzt. Selbst der Lärm hat hier eine Richtung. Ich find's geil!

'Silence Between Errors' ist vermutlich nix für den zartbesaiteten Synthiepoper – aber dafür ein Fest für alle, die elektronische Musik nicht als Wohlfühlbeschallung verstehen. Wer sich in den düsteren Gefilden von Electro, Experimental IDM oder dystopischem Industrial zu Hause fühlt, wird in diesem Album möglicherweise eine echte Perle finden. Wer hingegen eine Melodie zum Mitsummen sucht, wird sich vermutlich fühlen wie ein Windows XP-System in der Endlosschleife – lost in translation.

Data H - Silence Between Errors
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