Secret of the moon sind dahin, die deutschen Black Metaller und später Dark/Gothic Rocker lösten sich mit einem letzten Auftritt beim PartySan in diesem Sommer auf und beendeten damit 27 Jahre Bandgeschichte. Doch Fronter Phil Jonas setzt seine 2014 begonnene Arbeit am Seitenprojekt Crone nun (auf musikalischer Ebene) hauptberuflich fort und fragt auf dem Zweitwerk ‚Gotta light?‘ Wieder wird mein Geist erhellt von wirklich schöner Musik, melancholischer Indie-Rock mit einer schönen Balance aus Härte in der Abmischung der Gitarren und zärtlicher Melodieführung. 

Das musikalisch erste Highlight „Gemini“ zeigt das ganz wunderbar: Eine wunderschöne kleine, zerbrechliche Keyboardlinie wird immer wieder von Riffsalven, klassischen Soli und (etwas zu) monotonem Drumming verdrängt, der Aufbau ist (wie eigentlich im Black Metal üblich) eine sich wiederholende Schleife mit leichten Steigerungen in der Dramatik – ein wirklich feiner Song. Und wie bereits beim Fulllength-Debüt ‚Godspeed‘ gilt das für die Mehrheit des Materials: Crone sind keine Hitmaschine und erfinden keinerlei neue Räder, die Band hat aber ein gutes Gespür für stimmigen Rock und ineinander verwobene Alben, die man trotz geringer Abwechslung gut am Stück hören kann. Mir fallen insbesondere die Keyboards positiv auf, die bei jedem Song ein anderes Thema und andere Herangehensweise präsentieren. Mal opulent orchestral, dann mit einer eher an proggige 70er erinnernde Orgelsounds, wie bei „This is war“. Ja, instrumental ist hier viel Schönes zu hören. Und so folgt auf Orgelsounds eher getriebene 80/90er Vibes, „They“ könnte bei schwarzen Parties (wenn es die noch gibt?) direkt nach einem Floodland der Sisters laufen und die Leute würden weitertanzen. Und bei Quicksand liebe ich die emotionalen Pianolinien. Ja, ‚Gotta light?‘ strahlt an vielen Stellen sehr hell, jedoch gibt es auch Schattenseiten. Nein, für mich gibt es eigentlich nur eine Schattenseite: Ich hatte es bei meinem letzten Kontakt, live auf dem Prophecy Fest, erneut feststellen müssen und es ändert sich auch auf ‚Gotta light?‘ nicht: Gesanglich missfällt mir Crone weiterhin so sehr, dass ich die Band und ihre eigentlich schönen, stillen Rocktracks kaum genießen kann. Es tut mir leid, denn Phil Jonas ist bei jedem meiner bisher erlebten Auftritte sympathisch und sicherlich bemüht, aber ich höre seit 2014 keinerlei Entwicklung bei seinem Klargesang (oder ist es eher Klagegesang) und was auf den ersten Veröffentlichungen noch wohlwollend übergangen werden konnte, ist nun kaum noch schön zu reden. Nicht nur ist sein Gesang in seiner Knarzigkeit wie eine Mischung aus Ozzy und Axl Rose, wenn beide eine Erkältung und dadurch kaum Doppelwumms liefern könnten – also dünn und endlich. Nein, es sind die Töne, die oft nicht sauber getroffen werden. 

Es tut mir wirklich leid, ich will eigentlich keinen neuen Sänger einfordern, droht dadurch ja auch gleichzeitig die Gefahr, dass man eigene Herausstellungsmerkmale aufgeben würde. Aber für kommende Alben wünsche ich mir wirklich mehr, wenn es um die Gesangsleistung angeht – instrumental bekommt das Album von mir deutliche 4 Punkte und eine Kaufempfehlung. Durch den Gesang gehe ich runter auf 3 und stelle für mich fest, dass ich alleine deswegen auf mehrfachen Wiedergenuss verzichten werde. 

Crone - Gotta Light?
prophecy productions / 23.09.2022
https://crone-de.bandcamp.com/album/gotta-light
01. No one is ever alive
02. Abyss road
03. Gemini
04. This is war
05. They
06. Towers underground
07. Quicksand
08. Waiting for ghosts
09. Silent song
10. Kenosis