„In Transit“ – unterwegs mit Covenant. Die Fanwelt freute sich auf dieses Versprechen. Mit Spannung wurde die Doppel-DVD-Box des, mittlerweile zum Duo geschrumpften, schwedischen Futurepop-Trios erwartet. Viel versprechende Pressemitteilungen schürten die Neugier auf eine emotionale Achterbahnfahrt mit Covenant. Der Zuschauer sollte Zeuge einer eineinhalb-jährigen Reise quer durch Europa, Nord- und Südamerika sowie Russland werden.

Immer dabei auf der Skyshaper-Tour - ein Kamerateam. Als Reisegepäck erhält jeder für ca. 25 EUR die DVD „In Transit – The Movie“, die Live-DVD mit Konzertmitschnitten aus Deutschland und einigem Bonusmaterial sowie eine Live-CD mit einer vom Konzert abweichenden Tracklist. Ein gut geschürtes Fan-Package. Das Digi-Pack ist aufwendig gestaltet. Ein hübsches Cover-Artwork und ein hingebungsvoll gestaltetes Booklet mit drei ganz persönlichen Geschichten. Für das Reisegepäck ein dickes Lob. Noch bevor ich jedoch dieses hübsch verpackte Package in meinen Händen halten konnte, lag mir lediglich das Road-Movie als Promo vor. Road-Movie – ich habe mir da einen verrückten, lustigen Film vom Touralltag einer Szenegröße vorgestellt. Verschiedene Städte, ausgeflippte Fans, rührende Geschichten und natürlich auch einen kleinen Blick auf wilde Backstage-Parties. „In Transit – The Movie“ bringt dann auch die ein oder andere witzige Geschichte zu Tage, öffnet Türen zu philosophischen Geschichten einzelner Songs, zeigt putzwillige Schweden im Tourbus und nebelhaft gehaltene Blicke auf Aftershow Partys. Dadurch, dass die Erzählungen hauptsächlich aus zwei durchgehend aufgezeichneten Interviews entstehen, fehlt mir hier jedoch ein wenig der Effekt des Roadmovies. Witzige Sprüche und Geschichten aus einzelnen Städten oder Emotionen, die ein bestimmter Gig hervorgerufen hat.

Wirklich besonderes Flair entsteht für mich beim Interview in Hamburg. Etwas verschroben und abgedreht, eine schwindelig machende Kameraführung. Rührend dagegen finde ich den Abschied von Clas. Joakim erzählt von seinem verloren gegangen Abenteurergefährten (so beschreibt Joakim seine Kollegen im Booklet). Dass die einzelnen Songs nur angespielt wurden, störte mich vorerst. Ich wollte natürlich das vollständige Konzert, darauf musste ich eben noch warten.

Ich fühlte mich nach dieser DVD irgendwie unklar darüber, was ich über „In Transit“ denken sollte. Ich brauchte das komplette Package. Vor einigen Tagen hielt ich nun das Werk in der Hand – nicht lange. Die Live-DVD verschwand sofort im DVD-Player. Die Tracklist klingt klasse – auch wenn mir „One World, One Sky“ fehlt. Das Konzert scheint aus drei verschiedenen Städten zusammen geschnitten zu sein. Köln, Leipzig und vermutlich Hamburg. Erwartungsvoll warte ich dann auf den großen Knall, die Erwartungen mussten ja nun mit einem überwältigenden Werk erfüllt werden. Leider wartete ich vergebens. Natürlich sind die Songs wunderbar, die Lichtshow unfassbar schön und die Schweden zeigen wieder die gewohnt solide Liveperformance. Irgendwie fühle ich mich aber die ganze Zeit wie ein unbeteiligter Beobachter. Es erfüllt mich nie das Gefühl Teil dieses Konzertabends zu sein, selbst in dieser Masse zu stehen und zu dieser Szenegröße stimmungsvoll aufzuschauen.

Der Sound wirkt sehr rein „geputzt“, die Publikumsgeräusche sind vollkommen gefiltert. Zwischen den Titeln wurden zumeist gerade die Momente raus geschnitten, in denen die häufigste Interaktion mit dem Publikum ent- und besteht. Dadurch ist, meiner Meinung nach, etwas der Liveeffekt verloren gegangen. Ich kann mich erinnern, vor wenigen Wochen erst die „Past Perfect“-DVD von VNV Nation gesehen zu haben und da gab es schon die ein oder andere Gänsehaut. Leider fehlt mir das hier vollkommen. Die besondere Atmosphäre eines Covenant-Konzerts und die außerordentlich Ausstrahlung eines Eskil können nicht transportiert werden. Das liegt für mich teilweise an den gewählten Schnittfolgen. Ich finde diese nicht immer glücklich gewählt. Zu den wirklich starken Stücken der DVD zähle ich „20 hZ“, „The Men“, „Call The Ships To Port“ und „Ritual Noise“. Unglücklich gewählt finde ich dann den Übergang zum grandiosen WGT-Auftritt in 2004. Der vorhergehende Konzertmitschnitt endet mit „Call The Ships To Port“, der WGT-Beitrag beginnt mit selbigen. Dafür finde ich die Schnittfolge dieses Gigs grandios.

Das wahre Highlight ist für mich dann das sich anschließende „Edge Of Dawn“. Diese absolute Live-Rarität ist ein echtes Goldstück. Das noch ausstehende Bonus-Material enthält diverse Überschneidungen mit dem Roadmovie. Bis auf den Video-Clip zu „Happy Men“ ist es eher durchschnittlich zu bewerten. Die Live-CD ist dafür ein echter Dauerbrenner in meinem Player. Eine fette Titelauswahl. Insbesondere „Pulse“ und „Babel“ sind grandiose Zugaben zu dem Konzertmitschnitt der DVD. Einziger Kritikpunkt: Von „Ritual Noise“ wurde leider nicht die sensationelle Liveversion gewählt. Diese ist natürlich um einiges druckvoller als die Album-Version. Am Ende nehme ich mir noch einmal das Roadmovie vor. Es ist schon interessant und es ist witzig. Ich finde es aber schade, dass man hier die gleichen Liveaufnahmen wie beim Konzertmitschnitt verwendet. Eineinhalb Jahre Livetour haben doch gewiss noch mehr Material hinterlassen. „In Transit – The Movie“ ist ein schickes Mitgift.

Ich bin aber ehrlich gesagt froh, dass ich nicht in Nordamerika wohne. Da ist nur das Roadmovie erschienen, die Live-CD getrennt erhältlich. Das wäre mir einfach zu wenig. Alles in allem ein fettes Packet, das man hier für die Fans geschnürt hat. Irgendwie hatte ich mir aber mehr erwartet. So vollkommen können mich die DVDs nicht erfassen. Stella Bongertz beschreibt im Booklet so treffend die Wirkung eines Covenant-Konzerts: „[…] it feels like an infusion of excitement coming from the shaking ground, rising from your feet to the top of your mind, just to explote up there.“ Leider ist das mit der DVD nicht geglückt.