Schon vor einiger Zeit haben wir über diese Veröffentlichung berichtet – damals noch als News, die viele von euch bewegt hat. Nun ist es an der Zeit, das Ganze mit dem obligatorischen Review nachzuziehen. Denn die 'Andreas EP' von Covenant ist kein gewöhnliches Release, sondern ein musikalisches Vermächtnis, das weit über die reine Veröffentlichung hinausgeht. Sie ist ein leises, ehrliches und tief berührendes Zeichen für den Menschen, der der Band so lange nahestand – Andreas Catjar-Danielsson. Im Juli 2024 verstarb er nach langer Krankheit, und fast genau ein Jahr später entschieden sich Eskil Simonsson und Joakim Montelius, ihre erste Veröffentlichung nach fast zehn Jahren ihm zu widmen. Alle Erlöse dieser EP gehen an seine Frau und die beiden Kinder – schon das macht klar: Hier geht es nicht um kommerziellen Erfolg, sondern um etwas viel Wichtigeres.
Covenant, 1988 in Helsingborg gegründet, haben die elektronische Szene über Jahrzehnte geprägt. Mit ihrer Mischung aus Future Pop, kluger Experimentierfreude und unverkennbarer Melancholie haben sie sich einen festen Platz im Herzen der Szene erspielt. Doch diesmal ist alles anders: Die 'Andreas EP' zeigt eine Band, die innehält, die Stille sucht, die Trauer verarbeitet – und dabei Musik erschafft, die gleichzeitig schmerzt und tröstet.
Die fünf Stücke der EP wirken wie ein gemeinsames Gespräch mit Andreas, mal still, mal aufgewühlt, mal beinahe wütend. Gleich der Opener 'A Rider On A White Horse' – im Original von Lee Hazlewood – überrascht mit seiner Ruhe. Nichts Spektakuläres, keine überladene Elektronik, sondern eine erdige, fast bodenständige Version, die wie ein sanfter Händedruck wirkt. Es ist, als ob die Band bewusst auf alles Überflüssige verzichtet, um nur das Gefühl selbst sprechen zu lassen.
'Walk Slow' dagegen spielt mit Kontrasten. Verzerrte Geräusche eröffnen das Stück, lassen den Hörer unruhig werden – und dann fällt alles in eine tiefe, fast beklemmende Ruhe. Mitten im Track taucht wieder dieser Krach auf, roh und ohne erkennbare Melodie, um schließlich erneut in eine stille Passage überzugehen. Am Ende bleibt nur Gesang, dann Stille. Ein Stück, das wie der innere Kampf zwischen Chaos und Frieden klingt.
'Slow Dance' nimmt diesen Faden auf, geht aber einen anderen Weg. Der Anfang wirkt dunkel, nachdenklich, schwer. Langsam baut sich das Stück auf, gewinnt an Schwere und Härte, bis es immer aggressiver wird. Vielleicht ist dies der Track, der am ehesten nach klassischem Covenant klingt – die typische Mischung aus Eleganz, Kälte und Wucht, aber diesmal mit einem noch tieferen Ernst unterlegt.
'Das Nibelungenlied' ist nicht neu – es war bereits auf der tour-exklusiven CD-EP 'Fieldworks' enthalten. Doch in diesem Kontext wirkt es anders, fast wie ein bewusstes Erinnerungsstück, das hier seinen Platz gefunden hat. Es ist ein Bindeglied zwischen Vergangenheit und Gegenwart, ein Stück, das die Brücke schlägt zwischen dem bekannten Covenant-Kosmos und diesem besonderen Tribut.
Zum Schluss folgt mit 'Winter Kills' ein Cover des Yazoo-Klassikers. Covenant verwandeln das Stück in eine düstere, beinahe bedrohliche Version, die alles Leichte und Fragile des Originals hinter sich lässt. Stattdessen taucht man in eine schwermütige, dunkle Klangwelt ein, die in ihrer Intensität lange nachhallt. Es ist ein würdiger Abschluss, der die EP mit einer eindrucksvollen Note beschließt.
Wie will man ein Release wie dieses eigentlich bewerten? Normalerweise würden an dieser Stelle Sterne stehen, doch das fühlt sich hier schlicht falsch an. Denn die 'Andreas EP' ist mehr als nur Musik. Sie ist ein Geschenk, eine Geste, ein Stück Trauerarbeit, dessen Erlöse Andreas Catjar-Danielssons Familie zugutekommen. Alles andere wirkt daneben fast bedeutungslos. Also verzichten wir hier bewusst auf eine Bewertung. Was bleibt, ist der Hinweis: Wer Covenant jemals geliebt hat, wer die Band als Teil seines Lebens empfindet, sollte diese EP hören – nicht nur, um ein Stück intensiver Musik zu erleben, sondern auch, um ein Zeichen der Solidarität und Freundschaft zu setzen. Und klar ist auch: Für die Tanzfläche ist dieses Werk nicht gedacht – es ist ein stilles, intensives Hörerlebnis für Momente, in denen man bereit ist, sich ganz auf die Musik einzulassen.
Covenant - Andreas EP
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