Coldplay - Moon Music

Coldplay - Moon Music

Man sagt ja, man solle ein Jahr versöhnlich beenden. Nun ja. Der letzte Review, der 2025 auf dieser Webseite erscheint, gilt ausgerechnet Moon Music von Coldplay – einem Album, das bereits 2024 erschienen ist, sich aber erstaunlich gut als unfreiwilliger Schlusspunkt für 2025 eignet. Es ist eine Platte, die so sehr darauf bedacht ist, niemandem auf die Füße zu treten, dass sie am Ende kaum noch stehen kann. Ich gebe offen zu: Ich mag diese Art von Musik nicht. Für mich klingt sie wie ein akustischer Beruhigungstee – wohltemperiert, glatt und letztlich wirkungslos. Als Jahresabschluss ist das unfreiwillig komisch, als Album leider eher unerquicklich.

Musikalisch ist Moon Music für mich das Paradebeispiel für maximalen Aufwand bei minimalem Risiko. Alles ist groß gedacht, alles klingt wichtig, alles möchte emotional sein – und genau darin liegt das Problem. Coldplay setzen erneut auf schwebende Synthflächen, breite Harmonien und jenen allgegenwärtigen Stadion-Pathos, der Bedeutung suggerieren soll. Tatsächlich passiert erstaunlich wenig. Das Album wirkt wie eine perfekt ausgeleuchtete Kulisse, hinter der nichts mehr steht. Der Sound ist glatt bis zur Schmerzgrenze, jede Steigerung vorhersehbar, jede Dramaturgie einstudiert. Jeder musikalische Höhepunkt fühlt sich an wie ein Pflichttermin – er kommt zuverlässig, aber ohne jede Spannung. Reibung, Überraschung oder ein Moment echten Risikos? Fehlanzeige. Moon Music klingt weniger nach kreativer Notwendigkeit als nach routinierter Selbstverwaltung.

Besonders ermüdend ist die emotionale Beliebigkeit. Große Gefühle werden permanent angedeutet, aber nie wirklich eingelöst. Alles bleibt wolkig, vage, universell anschlussfähig. Das Album möchte kosmisch, spirituell und erhebend sein, bleibt dabei aber so unverbindlich, dass kaum etwas hängen bleibt. Mehrfach hatte ich beim Hören den Gedanken: Das ist Fahrstuhlmusik mit Ambitionen – sie will nicht stören und berührt mich genau deshalb kein Stück. Handwerklich ist das alles selbstverständlich sauber produziert. Niemand kann Coldplay vorwerfen, schlampig zu arbeiten. Aber Perfektion ohne Risiko bleibt eben Hochglanz ohne Substanz. Für mich klingt Moon Music wie der Soundtrack zu einer beeindruckenden Lichtinstallation, die man sofort vergisst, sobald man den Raum verlässt.

Moon Music ist ein Album für Menschen, die Popmusik gerne konsumieren, ohne sich mit ihr beschäftigen zu müssen. Für große Hallen, große Gesten und große Bildschirme funktioniert das vermutlich hervorragend. Als bewusst gesetzter letzter Review des Jahres 2025 wirkt es hingegen ernüchternd. Nicht, weil dieses Album katastrophal wäre, sondern weil es so erschreckend egal bleibt. Geeignet ist Moon Music für Hörerinnen und Hörer, die sich von makelloser Harmlosigkeit einlullen lassen möchten. Nicht geeignet ist es für alle, die in Popmusik noch Haltung, Risiko oder Persönlichkeit suchen. Für mich bleibt am Ende nur ein Schulterzucken. Moon Music ist kein Desaster – aber vielleicht das unerquicklichste Urteil von allen: Dieses Album hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht.

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