Düstere Gitarren, hallende Stimmen und der Mut zur Lücke: 'bez|kres' machen auf ihrem Debütalbum genau das, was viele Bands sich nicht trauen – sie lassen weg, was überflüssig ist, und klingen dabei wunderbar verloren. Seit dem 23. Mai 2025 wird via Pagan Records also nicht geklotzt, sondern konsequent reduziert. Wer hier den nächsten Ohrwurm sucht, wird vermutlich eher auf seinem Staubsaugerbeutel fündig. Wer aber auf hypnotische Cold-Wave-Stimmung mit Post-Punk-Wurzelwerk steht, ist goldrichtig.
Schon der Bandname ist ein Hinweis darauf, dass bez|kres gerne mit Sprache spielt – „bez“ heißt auf Polnisch „ohne“, „kres“ etwa „Grenze“ oder „Ende“ (hoffentlich liegen wir mit der Recherche richtig). Und tatsächlich fühlt sich das Debütalbum doch wie ein endloses Echo in einer stillgelegten Lagerhalle an, in der noch der letzte Gedanke widerhallt, bevor er sich in Nebel auflöst. Die Tracks hören auf Namen wie nagłos, śródgłos oder dogłos, was klingt wie eine kryptische Grammatiklektion, aber eigentlich einfach verdammt gut klingt. Ja, dogłos kennen wir schon, die Single kam im April raus und diente als ein stimmungsvoller Vorgeschmack auf das Gesamtwerk – halb Song, halb Beschwörung. Doch hinter all dem steckt kein kryptisches Kollektiv, sondern ein lange gärender Gedanke. Schon 2006 wurde das Projekt unter dem Arbeitstitel czasu|kres angedacht – dann erstmal 16 Jahre Funkstille. 2022 kam die erste Stimme, dann weitere. Und plötzlich war klar: Ohne Musik geht hier gar nichts. bez|muzyki ist wie bez|powietrza, sagen sie selbst – ohne Musik wie ohne Luft. Und so wird weitergesprochen, gesungen, geseufzt, bis zum bez|głos – dem wortwörtlichen Verstummen im finalen Track.
Produziert wurde unter anderem in den Studios Czyściec und JIG, und niemand Geringeres als Nihil kümmerte sich um Mix und Mastering – eine gute Entscheidung, denn selten klang Reduktion so durchdacht und so düster elegant. Kein Takt zu viel, kein Effekt zu wenig – der Sound ist präzise, roh und dabei durchdringend. Unterm Strich ist bez|kres ein Debütalbum, das sich nicht anbiedert, nicht erklärt, nicht entschuldigt – sondern einfach existiert. Wie eine Geistererscheinung mit klarer künstlerischer Vision. Ein bisschen wie Joy Division nach einem Meditationsretreat. Wer Musik mag, bei der man sich gleichzeitig verliert und findet, sollte diesem Grenzgang unbedingt Gehör schenken.
Cold Wave für Fortgeschrittene: bez|kres und das Spiel mit dem Nichts

Neuer Sound, alte Wut: Suicide Commando präsentieren „Final Stage“

Gleich vorweg: Das hier ist keine romantische Rückschau auf vergangene Zeiten, sondern eine hochdosierte Dosis EBM-Geschichte, frisch injiziert mit heutiger Technik und kompromissloser Härte. Suicide Commando holen mit der neuen EP Final Stage, die am 18. Juli 2025 erscheint, ihr legendäres Debüt 'Critical Stage' von der Leine – aber nicht im Staub der Nostalgie, sondern mit neuem Biss, fetter Produktion und schmerzhaft präziser Soundgewalt.
Sielue - Askel tyhjyyteen

Anfang des Jahres stellte ich ein Album von Häxkapell vor, klassischer Black Metal eines einzelnen Finnen, für mich eine positive Erfahrung. Janne Posti, dieser einzelne Finne eben, hat in seinen 44 Lebensjahren schon zahlreiche musikalische Spielwiesen beschritten, wenn ich dem Internet folge und anscheinend könnte zumindest Sons of Crom noch zumindest wenigen etwas sagen. Sielue stellt das Folk-Solo-Projekt von Janne vor, das Debüt ist anscheinend eine Rückkehr zu Jannes Wurzeln und trägt den Namen 'Askel tyhjyyteen'. Aber kann es denn was?