Wenn man bei Young & Cold Records reinschaut und plötzlich ein Duo aus Chile zwischen all den deutschen Düsterperlen auftaucht, dann weiß man: Hier geht was. Vioflesh aus Santiago haben es geschafft, mit ihrem neuen Album Nostalgia die kalten Herzen der Szene zu erwärmen – oder zumindest stilvoll zum Bluten zu bringen. Das gute Stück ist jetzt offiziell über das Augsburger Kult-Label vorbestellbar und liefert 14 Tracks, die man sich wie ein musikalisches Tagebuch voller schwarzer Tinte vorstellen kann. Kein Goth-Kitsch, kein Synth-Gestolper – sondern ehrlicher, elektronischer Weltschmerz mit Melodie.
Vio, Sängerin und Texterin, klingt, als hätte sie mit Zigarettenrauch geweint und sich dann doch wieder ins Leben geschminkt. Ihre Stimme schwebt über den Synth-Flächen von Flesh, dem Mann hinter den Beats – ein Klangarchitekt, der offenbar weiß, wie man das Herz einer alten 80er-Drummachine bricht. Gemeinsam liefern sie Songs wie Always, So Empty oder Eternal Dance, die genau das halten, was ihre Titel versprechen: Kühle, Gefühl und das unbestimmte Bedürfnis, im Halbdunkel zu tanzen, während man jemanden vermisst, den man gar nicht kennt. Feel Fake ist eine kleine Hymne für alle, die schon mal so taten, als wäre alles okay, obwohl der Boden unter ihnen Lava war. Your Absence wiederum klingt wie ein musikalischer Liebesbrief an das Nichts – wunderschön traurig. Und Midnight? Der perfekte Soundtrack für die letzte Zigarette vor dem Allein-nach-Hause-Gehen.
Nostalgia ist kein lautes Album. Es schreit nicht, es fleht nicht – es schaut dich nur lange an, bis du dich erinnerst, was du eigentlich mal fühlen wolltest. Wer auf Coldwave, Synthpop mit Tiefgang und Musik steht, die nach echter Emotion klingt, sollte sich das nicht entgehen lassen. Dass Young & Cold nun mit an Bord ist, ist übrigens kein Zufall. Vioflesh passen perfekt ins Label-Repertoire – sie liefern Melancholie mit Stil, Traurigkeit mit Hookline, und ein Debütalbum, das sich hören lassen kann. Und fühlen sowieso.So zumindest meine bescheidene Meinung! :-)
Cold, dark, wunderbar: Vioflesh veröffentlichen Nostalgia
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