Das Geheimnis ihres Aussehens haben Client A (Kate Holmes) und Client B (Sarah Blackwood) bereits seit längerem gelüftet. Dennoch spielen sie das Spiel mit Heimlichtuerei und Maskerade weiter und präsentieren sich auch ihrem neuen Album "City" wieder uniformiert mit Nylonstrümpfen, hochhackigen Schuhen und dem obligatorischen, knielangen Kleid. Gleichwohl gab sich der erste Spross des Tost Hawaii Labels von Andrew Fletcher (Depeche Mode) auf seinem selbstbetitelten Debüt noch kühl und unnahbar. Diese Unnahbarkeit ist jedoch nach und nach gewichen, was nicht zuletzt am Erfolg des Erstlings liegen dürfte. Um so schwerer dürfte es den beiden Clients gefallen sein, mit diesen Erfolg im Rücken ein neues Album aufzunehmen, das es mit dem Vorgänger aufnehmen kann. Denkt man jedenfalls. Tatsache ist jedoch, dass "City" sehr wohl mithalten kann. Einen ersten Vorgeschmack konnte man schon bei den beiden Vorabsingles "In It For The Money" und "Radio" bekommen. Client zelebrieren immer noch die 80er und den Elektro-Pop, doch mischen sich unter die minimalistische Ausführung der Songs jetzt mehr und mehr sehr eingängige Melodien, was ihnen schon den Vorwurf einbrachte, sich nun in Richtung Mainstream zu orientieren. Diese Kritik scheint vielen umso mehr berechtigt, wenn sie hören, dass sich Client Verstärkung bei Carl Barat ("Pornography") und Pete Doherty ("Down To The Underground") von den Libertines geholt haben und auf "Overdrive" niemand anderes als Martin Gore von Depeche Mode dem Duo seine Stimme leiht. Auf die Idee, dass die Mitwirkung dieser Musiker vielleicht auch etwas mit den Songwritingqualitäten der beiden Damen zu tun haben könnte, kam anscheinend niemand. Der Vorgänger versprühte aufgrund seiner Unterkühltheit eine gewisse Erotik. "City" steht dem in nichts nach, wenn auch einige Anspielungen nun offensichtlicher als zuvor sind. Erstmals von ihrer melancholischen Seite zeigen sich Client A und Client B beim balladesken "The Chill Of October", dass sich mit schwermütigen Streichersamples unterlegt dem Thema Trennungsschmerz annimmt. In "In It For The Money" nimmt sich das Duo mit seiner kühlen Ausstrahlung und der Uniformiertheit ein bisschen selbst auf den Arm und das mit trockenem Beat und leicht verzerrter Stimme. Beschwingt poppig und mit direkt aus den 80ern heraufbeschworenen Tönen wird in "Don't Call Me Baby" die weibliche Selbständigkeit besungen. Auch wenn Client von ihrer anfänglich puristischen Ausrichtung etwas abgewichen sind, so ist "City" eine durchaus konsequente und ausnehmend würdige Fortsetzung. Mal trocken, mal poppig oder mal ausgelassen frech bietet das Album reichlich Abwechslung. Kein Wunder, dass Karl Bartos von Kraftwerk so von den beiden Grazien begeistert war und sie als Support für einige seiner Gigs engagierte.