Zu den vielleicht ausdrucksstärksten Depeche-Mode-Tribute-Bands zählen Forced To Mode, die ihn ihrer Klangästhetik kaum noch von den Urgesteinen des schummrigen Synthie-Pops zu unterscheiden ist. Großen Anteil daran tragen die beiden Sänger Thomas Schernikau und Christian Schottstädt. Während Erstgenannter zusammen mit Alexander Leonard Donat (musikalischer Tausendsassa und Labelbetreiber) zuletzt unter dem Moniker Whole mit "Hydra" ein ansprechendes Werk elektronischer Klangerzeugung veröffentlichte, blieb Christian bei seinen Leisten und brachte jüngst mit "Keyscene" sein erstes Soloalbum auf den Markt - ein Werk, das überwiegend aus Coverversionen besteht.
Wie es der Titel schon vorwegnimmt, geht es dem Sänger um bestimmte Schlüsselmomente in seiner Karriere, die er mit den verschiedenen Stücken verbindet. All die gecoverten Bands, darunter Mesh und Camouflage, besitzen für ihn eine große Bedeutung. Einige der Künstler konnte er bereits persönlich treffen. Diese tief empfundene Liebe für die Musik bringt er auf geradezu rührende Weise im Eröffnungsstück "Feel - Notmyown I", einer eineinhalbminütigen Prelude mit "Condemnation"-Gospelchor auf den Punkt, indem er in größter Bescheidenheit und Dankbarkeit zugibt, dass es nicht seine Songs, seine Strophen und Reime sind, die er gleich zum Besten geben wird, aber: "I can feel it"! Und das merkt man vor allem dann, wenn er sich komplett vom Synthie-Pop-Korsett des Originals löst.
Beredtes Beispiel ist "Last Man On Earth" von S.P.O.C.K. Im Original als spröde Ballade mit vielen Bleeps und Clonks angelegt, fügt Christian durch sein wohliges Gahan-Timbre und warmen Gitarrenläufen der Nummer eine spürbare Tiefe hinzu. Dabei verlässt sich der Berliner auf seine eigene musikalische Vision, die vor allem einen eleganten Minimalismus pflegt mit Tendenz zur cineastischen Pose - ein Vorteil, da Christian auf diese Weise nicht so schnell Gefahr läuft, in ein Epigonentum zu verfallen. Seine Versionen überraschen und sind von einer großen Liebe nicht nur zu den Stücken im Besonderen, sondern zur Musik im Allgemeinen durchzogen.
Ebenso schafft er es, einem dramatischen Song wie Meshs "Not Prepared" eine kontemplative Note zu verleihen. Sanft angeschlagenes Piano, pluckernde Beats und Streicher im Hintergrund nehmen die Dringlichkeit des Stücks zunächst etwas raus, ehe im Finale ein forderndes Schlagzeug die Nähe zum Ursprungsmaterial sucht. Auch "Crime" von Camouflage (aus dem Album "Bodega Bohemia") modelte Schottstädt so um, dass die Nummer wie einer der vertrackten Songs aus Depeche Modes "Playing The Angel" klingt.
Natürlich kann der Sänger nicht aus der Haut und bleibt in seinem ganzen Duktus einfach ein perfektes Dave-Gahan-Double. Deswegen hat es manchmal den Anschein, als würde auf "Keyscene" Depeche Mode die Songs covern. Das sollte den Hörer aber nicht weiter mopsen, denn im Kern hat der Sänger etwas Wesentliches beachtet: Neuinterpretationen sind vor allem dann spannend und gewinnbringend, wenn sie eine andere Sichtweise auf das Original zulassen. Das hat Christian mit seinen Coverversionen geschafft. Wie schön beispielsweise durch seine Hand De/Visions "Foreigner" mit seinen romantischen Klavierlinien und dezenten Synthieteppichen klingt! Das schafft nur, wer auch sich mit den Songs komplett identifizieren kann.
Coversongs gibt es wie Sand am Meer, die Qualität ist dabei ziemlich schwankend. Bei Christian Schottstädt hatte man aber von Anfang an ein gutes Gefühl. Schließlich steht er der vielleicht namhaftesten Depeche-Mode-Tribute-Combo mit Weltruf vor und weiß daher, was es für eine gute Coverversion braucht. Das physische Album ist über den Force To Mode Fanshop erhältlich.