Die Welt, anno 2004. Irgendwo im Herzen einer der Metropolen dieses kleinen Planeten schlägt der Puls der infrastrukturellen Adern unserer Zeit, unserer Gesellschaft immer schneller, pumpen U-Bahnen in mehreren Etagen übereinander Menschen durch die Städte, stehen und hupen sich motorisierte Fahrzeuge aller Art durch Straßenzüge, für die der große Verkehrskollaps längst der Vergangenheit angehört, brechen sich Flugzeuge mit dröhnenden Triebwerken ihren Weg durch die Stadthimmel, um die Verehrer und Mitglieder des Jet Set in alle Welt zu verteilen. Das Leben ist hektisch für die Menschen, die sich täglich ihren Weg bahnen durch den Großstadtdschungel; mit Sicherheit aber bieten diese hektischen, chaotischen, bunten Metropolen eine denkbar gute Inspiration für Künstler aller Art. Man könnte Tage (respektive Nächte) damit zubringen, mit Kamera und Stativ in Schnappschüssen das Treiben festzuhalten, und würde irgendwann beim Betrachten der Ergebnisse feststellen, daß Dutzende von Langzeitbelichtungen eine sehr eigene Atmosphäre, ein sehr eindringliches Bild der betrachteten Stadt umreißen... Und vielleicht könnte man sich die Frage stellen, wie solche Bilder in Musik umgesetzt wohl aussehen würden. An diesem Punkt lohnt ein Blick auf (oder besser: ein Hineinhören in) "The Cursed Species", das Zweitwerk von Zak Roberts aka CDATAKILL. Musikalisch ein experimentell-extremer Grenzgang vom Feinsten, ist diese Scheibe stimmungsseitig verdammt nah an dem, was einen mitunter so an Empfindungen, Gedanken und Vorstellungen ereilt, wenn man sich in der anbrechenden Nacht aufmacht, das Leben in so (in jeder Hinsicht völlig verschiedenen) Städten wie Amsterdam, London oder Berlin zu erforschen: Einige wenige atmosphärische Ambient/Environmental - Klangflächen schweben über den Dingen wie der trübe Himmel, der im Widerschein tausender Lichter auch in der Nacht nie wirklich richtig finster wird... Darunter breitet sich, soweit das Auge zu blicken vermag, de Stadt selbst aus, im Grunde genommen weitreichend und feingliedrig strukturiert und, trotzdem, im Eindruck des Augenblickes so chaotisch und konfus wirkend wie die anspruchsvollen, hochkomplexen und enorm eigenständigen Songstrukturen von CDATAKILL. Und wie Myriaden von Klängen und Bildern, Autoscheinwerfern, Stimmen, Leuchtreklamen, Geräuschen und Lichtern das Bild der Stadt jenseits der Grenze wirklich bewußter, vollständiger Wahrnehmung mit Leben erfüllen, leben die Stücke von Zak Roberts von wirren, kaum einzuordnenden Geräusch- und Stimm-Samples, Klängen und Klangfarben aller Art... Und dann sind da natürlich noch die eigentlichen Mitglieder der verfluchten Spezies, von CDATAKILL's "cursed species": Hektisch, quirlig und durcheinander, unberechenbar und bisweilen reichlich irrational, wie sich Myriaden von Menschen in einer Großstadt über die Bürgersteige, Straßen und Plätze bewegen, wuseln Rhythmus-Passagen durch die insgesamt zehn Tracks dieser Platte, irgendwo zwischen Elektronik, tanzbareren Klängen, Breakbeat und was-weiß-ich-noch-allem, dominieren kurz das akustische Geschehen in Titeln wie "Hymn Of The Siamese" oder "Graceless", um dann wieder in der allgegenwärtigen chaotischen Struktur zu verschwinden, die diese Platte so markant, so eigenartig und doch interessant macht. In der Summe von Struktur, Klang und Atmosphäre ist, um ein Fazit zu finden, "The Cursed Species" ein gewagtes, experimentelles und mit Sicherheit alles andere als leichtverdauliches Album. Ob man zu dieser Musik tanzen mag oder nicht, kann wohl nur jeder Hörer für sich selbst entscheiden; vermutlich erfordert die CD eher eine gewisse Ruhe und Konzentration, um die Musik in ihrer ganzen Tiefe zu erfassen, ohne schon nach dem zweiten oder dritten Track genervt die CD aus dem Player zu verbannen. Freunde experimenteller Musik dürften auf jeden Fall mit CDATAKILL ihren Spaß haben. Fünf von sechs für eine komplexe, hochinteressante, aber ausgesprochen schwierige Veröffentlichung.