Mit musikalischer Entwicklung ist das immer so eine Sache: Bleibt man einem Stil treu, werfen viele Leute einem vor, langweilig, ausgelutscht und wenig innovativ zu sein. Beschreitet man als Künstler jedoch neue Wege und erweitert den musikalischen Horizont, spaltet sich die Fangemeinde oft in zwei Lager: Die einen gehen den neuen Weg mit, die anderen beklagen, dass es nicht mehr der Sound ist, für den sie das Projekt oder den Künstler einst liebten.
Genau dieses Schicksal könnte auch Carnival of Dreams ereilen – ähnlich wie es schon anderen Künstlern erging (man denke etwa an Apoptygma Berzerk oder Depeche Mode). Mit ihrem dritten Album My Heart So White präsentieren Jens Gräbedünkel und Daniel Trautwein ein Werk, das sich deutlich von seinen Vorgängern abhebt. Wie viele andere Bands setzen Carnival of Dreams auf ihrem aktuellen Longplayer auf neue Akzente: Reale Drums, sanft eingesetzte akustische oder rockige Gitarren und ein insgesamt differenziertes Klangbild prägen das Album. Zwar bilden elektronische Sounds weiterhin das Grundgerüst der Songs, treten aber zugunsten der anderen Instrumente bewusst in den Hintergrund.
Im Großen und Ganzen ist My Heart So White ein Album voller Nachdenklichkeit, Verzweiflung, Trauer, Zorn und einer fast greifbaren Sehnsucht. Es ist kein Werk, das man mal eben nebenbei hören kann – wer das tut, wird die tiefen Emotionen, die in den elf Tracks verborgen liegen, kaum erfassen können. Stark beeinflusst wurde die Entstehung des Albums durch Jens Gräbedünkels Besuch in Israel.
Anspieltipps sind der kraftvolle Opener „Too Much Light“, die eindringlichen Tracks „It's Over Now“, „Like Snow“, „Ich hab geträumt“ und „Warrior“. Auch „Turn Around“, bei dem Sven Friedrich (Zeraphine) als Gastsänger mitwirkt, und die übrigen Songs überzeugen auf ganzer Linie. My Heart So White ist ein anspruchsvolles Album – eine Einschätzung, die auch Lothar Gärtner (Gründer von StrangeWays) teilte. Er war so begeistert, dass er Carnival of Dreams bei der Veröffentlichung des Albums tatkräftig unterstützen wollte und es auf seinem neuen Label Phantasmagoria herausbringen wollte.
Leider konnte Lothar Gärtner die Veröffentlichung nicht mehr miterleben – er verstarb im Dezember 2005. Kurz vor der Veröffentlichung mussten sich Carnival of Dreams daher nach einem neuen Label umsehen, und so erschien My Heart So White schließlich bei Modern Entertainment. Dieses außergewöhnliche Werk widmet die Band dem Andenken an Lothar Gärtner. Carnival of Dreams ist zu wünschen, dass möglichst viele Fans diesen neuen Weg mitgehen und My Heart So White zu einem Erfolg für die Band wird.
Carnival Of Dreams - My Heart So White

Kirlian Camera - Coroner's Sun

Dass Angelo Bergamini seit über 25 Jahren ein elektrisierter Vollblutmusiker ist und Genres wie Cold Wave, Italo-Pop, Techno oder auch Neofolk von Parma aus mit seinen verschiedensten Projekten nachhaltig beeinflusst hat, ist unbestritten. Streitbare Geister haben jedoch immer wieder Anstoß an ihren Interpretationen seiner Werke, seiner Stilistik und der vermeintlichen Tendenzen von Kirlian Camera genommen. Bereits vor 15 Jahren wurde dieses Hauptprojekt Bergaminis mit dem Vorwurf des offen verherrlichten Faschismus und Antisemitismus diffamiert.
Various Artists - Future Retro
Ich glaube, es war im August letzten Jahres. Ploetzlich tauchten, wie so oft, Geruechte ueber einen