This is the story we should shout about: Camouflage veröffentlichen 2015 das lange erwartete Album, neun Jahre nach 'Relocated', eine lange Zeit! 'Misery' und 'Shine' kennt man inzwischen gut von den Konzerten der letzten Jahre. 'Greyscale' erscheint mit dreizehn Songs etwas unerwartet mit neuem Cover, nachdem den Fans bereits T-Shirts mit anderem Motiv verkauft wurden. Grautöne klingen erst einmal langweilig, doch wer sich mit Fotografie beschäftigt weiss ganz genau, dass es die vielen Nuancen zwischen schwarz und weiss sind die oft ein Bild dem bunten Einerlei entrücken und den wahren Charakter einer Person oder einer Szenerie eröffnen. 'Shine' ist die Vorabsingle und nachdem dieses Lied auf den Konzerten mit Mainstream-Refrain eher schwierig erschien, bietet die finale Abmischung nun einen Popsong der rund, eingängig aber nicht over the top zufrieden macht. Wie auch auf 'Sensor' greifen die Songs ineinander und machen so deutlich, dass hier eine bewusste Reihenfolge gewählt wurde. Wo 'Relocated' stellenweise unfertig und unschlüssig erschien, macht 'Greyscale' das aus, was man von einem Camouflage-Album erwartet: Elektropop, der nicht langweilig wird und den eigenen Stempel in einer für 2015 neuen Art aufdrückt. Zu bemängeln ist, dass mit 'Misery' nur ein schneller, druckvoller Song enthalten ist, wie aber allgemein bekannt ist, schreiben sich diese Art der Kompositionen aber auch bedeutend schwerer. Dafür hat der Song aber echten Hitcharakter, von der Songstruktur her manchmal an die Jeremy Days erinnernd aber deutlich von Camouflage elektronisiert. Sie können's noch! In sich getragen fallen besonders zwei der langsameren Songs auf: 'End of Words', das mit dynamischem Refrain, die so fragilen Strophen einfängt und sogar den sonst durchgängig gehassten Einsatz eines Kinderchors irgendwie zu rechtfertigen scheint, vor allem aber 'Leave your room behind', das regelrecht zu schweben beginnt. Wer in den 90ern The Beloved schätzte wird begeistert sein von fünf Minuten schwerelosem Pop. Für die Promotion des Albums ist es sicher nicht von Nachteil ,dass Peter Heppner in 'Count On Me' als Gast zu hören ist, denn diese Kombination war bereits live eine beliebtes Goodie für die Fans. Sehr eingängig nutzt der Songs sich schnell vielleicht ein wenig ab, doch das ist jammern auf sehr hohem Niveau. Das Warten hat sich also gelohnt, denn 'Greyscale' ist ein Album zum lieb haben. Konsequent und konsistent in Jahren, in denen guter Elektropop immer seltener wird.