Boris Gott, der Name klingt etwas dick aufgetragen, noch dazu wenn man mit dem Klischee dann auch noch in Interviews spielt. Frisch aus dem anscheinend sonnigen Teil des Ruhrpotts breitet Gott in dreizehn locker leicht bis übermäßig Country-beeinflussten Stücken die Dramen des täglichen Lebens vor uns aus wie eine Patchwork-Decke in lustigen Farben, die allerdings beim genaueren hinsehen Flecken und Löcher aufweist, die die hässlichen Seiten des Lebens eben hinterlässt. Dick aufgetragen könnte übrigens das generelle Thema des vorliegenden Albums ‚Bukowski-Land’ sein, denn die Texte sind schon sehr bildlich und irgendwie aufdringlich direkt. Jedenfalls geht’s in fast allen Liedern sprachlich sehr plakativ zu, und manchmal denkt man sich, dass es etwas weniger banal vielleicht auch schön hätte werden können. Obwohl die bereits geschriebenen Zeilen wohl eher ausladend wirken muss man zugeben, dass das Album trotzdem auf eine wunderliche Weise sofort zu gefallen weiß und zum noch mal hören einlädt. Vielleicht ist es gerade die Unbeschwertheit die hier mitschwingt und den Hörer zwischen punktweiser Rio Reiser Intonation, Zigeuner-Blues-Romantik, Akkordfolgen von Carter USM und *errrm* gezupten Saiteninstrumenten wie bei Reinhard Mei einfängt. Ein paar Lieder überschreiten jedoch eindeutig den feinen Grat zwischen provokanter Coolness zur schrecklichen Instrumentierung und so sind bspw. ‚Rosamunde Pilcher’ oder ‚Engel’ eindeutig zu weit bei Truck-Stop, den Cowboys von der Waterkant angesiedelt. Die angesprochene Lässigkeit hingegen findet man in Stücken wie ‚Borderliner-Blues’, dem Banjo-bespielten ‚IKEA Bällebad’, dem akustisch überzeugenden ‚Rockstar in Aserbaidschan’ oder auch dem erstaunlich gelungenen Cover von Kraftwerks Modell. ‚Bukowski-Land’ ist wie der Namensgeber ein Stückchen liebenswertes Chaos auf das man teilweise hilflos, teilweise beeindruckt blickt, den Kopf schüttelt, dann aber die naive Direktheit mit einem dankbaren Schmunzeln quittiert. Boris Gott, auch wenn man ihm aufgrund mancher Textzeile an den Hals springen möchte, muss man zugeben, dass er die deutsche Musiklandschaft irgendwie auch ein klein wenig bereichert und deswegen gibts ein Sympathie-Sternchen dazu.