Fans von Blutengel benötigten seit dem letzten Album "Demon Kiss", das im März 2004 erschienen war, einen langen Atem. Bis zum neuen fulltime-Silberling sollten tatsächlich mehr als drei Jahre vergehen. Zwischenzeitlich bediente Chris Pohl seine immer noch stetig anwachsende Fangemeinde allerdings mit zwei Singles und einem Mini-Album. Obwohl nun für den 14. September der neue Lonplayer "Labyrith" allerorten groß angekündigt wird, schieben der Berliner und seine beiden Damen kurzerhand noch einmal ein Release dazwischen – und zwar im Doppelpack. Die Single trägt den bedeutungsschwangeren Titel "Lucifer" und wird in zwei unterschiedlichen Versionen aufgelegt, die den Zusatz "Purgatory" und "Blaze" tragen. Beide enthalten jeweils den Titeltrack "Lucifer", einen Remix des Songs sowie einen exklusiven Remix eines älteren Hits der Band sowie zwei Live-Aufnahmen. Damit die Entscheidung für den Fan noch schwerer fällt und dieser zwangsläufig zu beiden Veröffentlichungen greifen muss/wird, wurde das Artwork unterschiedlich gestaltet (bei vier Seiten Booklet ist das jedoch nicht besonders aufregend bzw. aufwändig) und die Auflage streng limitiert (die Anzahl war allerdings nicht auszumachen). Diese Masche, zusätzliches Geld herauszuschlagen, ist nicht neu und auch nicht besonders kreativ, aber irgendwie auch eine schöne Sache, da sie Sammlern immer neue Nahrung gibt – denn eine vollständige Collection macht sich nicht nur gut im Regal, sondern auch mächtig stolz! "Lucifer" ist wieder ein Songtitel, den es bei Blutengel eigentlich hätte längst geben müssen. Dies ist aber tatsächlich nicht der Fall. Auch wenn das "Angels"- und "Vampires"-Thema sicher noch längst nicht ausgereizt ist, kommt diesmal der Bösewicht persönlich zu Ehren, in eine nette Alltagsgeschichte verpackt und optisch gemimt vom Mastermind himself. Chris Pohl hat mit den gewohnten Stilmitteln alles richtig gemacht: Hymnische und gleichzeitig einfache, fast schon poppige Arrangements treffen auf seine markante Stimme und ein sehr schön gesungenes Duett mit der bezaubernden Ulrike Goldmann, deren Gesang den von Constance Rudert locker zu toppen vermag. Letztere ist diesmal übrigens weder textlich noch gesanglich involviert … Ein schöner, mitreißender Titel, der sich auch nach oftmaligem Hören nicht so schnell "abhört". Necessary Response statten "Lucifer" anschließend mit einem prägnanteren Rhythmus aus und verwandeln das Original in einen gemütlichen Pop-Track, der vor allem von der Veredelung mit einer feinen, verspielt anmutenden Synthie-Melodie lebt. Das unbestrittene Highlight dieser Single ist aber (leider) nicht der Titeltrack, sondern der Eminence of Darkness-Remix des ewigen Riesenhits "Seelenschmerz". Der über die Jahre in den Clubs rauf und runter gespielte Song vom gleichnamigen 2001er-Album wurde wiederum von Ulrike Goldmann neu eingesungen, die wesentlich selbstbewusster und weniger zaghaft-verträumt (und damit auch unverständlicher – gut, dass die Lyrics im Albumbooklet abgedruckt sind!) als die ursprüngliche Sängerin Gini klingt, und dem ansonsten melodisch nur wenig getunten Song gleich ein neues Gesicht gibt. Komplettiert wird die "Purgatory"-Version von sehr guten Live Aufnahmen der Titel "Solitary Angel" (vom "Demon Kiss"-Album) und "Bloody Pleasures" ("Seelenschmerz"), die im April dieses Jahres im Berliner K17 aufgenommen wurden. Für Fans wie immer Pflichtkauf, alle anderen sollten bei Gelegenheit, z.B. auf der Labelhomepage, antesten, ob der Song sie (endlich) überzeugt.