Oooops, da hatte ich aber was anderes erwartet! Nach dem EBM-Pop-Smasher ‚Chemical Sweet Girl’ oder dem Überhit ‚The Abwehr Disco’ liefern die elektronischen Franzmänner mit ‚Burn your own Church’ Musik aus einer anderen Dimension ab. Zwar nicht vollkommen, aber zumindest zu 70 oder 80 Prozent. Sicherlich deutete sich das mit der ersten Single ‚Shining Bright Star’ bereits an, in der vorliegenden Konsequenz hätte man die musikalische Querschlägerei allerdings nur schwer vermuten können. Und jetzt das Beste: der stilistische breite Wandel beschert eine interessante Platte, die uns ein Dutzend ‚süßer Mädel Variationen’ so nicht hätte präsentieren können. An alte Tage erinnert vielleicht noch das Instrumental ‚Buzz Buzz Buzz’, das stereophon und recht minimalistisch monoton schwarze Tanzflächen-Atmosphäre aufkommen lässt. Ebenso der etwas Chemical Bros mäßige Opener ‚Brenn die ega Kjerke’, der bigbeatlastig das Spektakel eröffnet. Sonst jedoch dominieren die Gitarren, die sowohl akustisch als auch elektronsich-rockend mit synthetischen Klängen kollaborieren und so einerseits zur Tanzfront der Nation werden, andererseits aber auch besonnene Klänge für die Indie-Lounge hergeben. Dabei ‚Shining Bright Star’ als Zugpferd für den charmant kantigen Tanzappell auszukoppeln ist schon ein guter Schachzug: zwar kann die Original-Version, die auch auf dem Album enthalten ist mit dem auf dem letzten Jahr veröffentlichten Remix-Album enthaltenen ‚Phones Industrial Mix’ nicht so ganz mithalten, eine hörenswerte Sache um die keiner so recht herumkommt ist sie allerdings auf jeden Fall. Dass die Herren bekennende Nitzer Ebb Fans und Remixer sind hört man an vielen Ecken heraus, am deutlichsten wohl bei ‚You Should Be’ das Sequenzer-lastig los marschiert und einen typisch dynamischen Doug&Bon-Bogen aufspannt. Um sich außerhalb üblicher Klischees zu bewegen greift man auf eine respektvoll vorgetragene glam-rockige Bo Diddle Coverversion (I’m a Man) oder eben auf die balladesk geprägten Tracks zurück, auf die im nächsten Abschnitt eingegangen werden soll. … da wäre zum einen das ‚Girl Next Door’ bei dem der Gesang eindeutig im Vordergrund steht und nur dezent von dumpfen Gitarren, pointiert eingesetzten Orgelklängen und Flächen im Refrain unterstützt wird. Fast schon locker-beschwingt durch Lounge-Beats im Untergrund wird der ebenfalls prominent präsentierte Gesang bei ‚Lady 13’ unterstützt während die Ballade ‚Crave for Speed’ durch den Wechsel zwischen rein klavierbegleiteten Passagen mit krachigen Gitarren Parts ohne Drums fast schon ein wenig an Geschöpfe aus dem kranken Kopf des Trent Reznor erinnert. Blackstrobe bestechen auf ‚Burn Your Own Church’ durch ihre Wandlungsfähigkeit und die lässige Darbietung der sehr unterschiedlichen Songs. Eine durchweg positive Überraschung die zwischen Soulwax, Digitalism und Justice auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung hat!