Unmännlich, Unheilvoll und auch etwas Unfug! So manch bewusster Ablehner poppiger Mainstream Schwerverbrechen aus der Idiotenkiste mit Bildungsauftrag, kurz Fernseher genannt, wird sich noch heute seiner gestressten Gehörgänge erinnern, wenn ihm von „Lucilectric“ erzählt wird. Um 1994 trällerte jene unter anderem, das heute noch bekannte Lied: „Weil ich ein Mädchen bin“ rauf und runter. Sehr zum Leidwesen derer, die nicht mit rosa Zuckerwatte im Gehirn, Ihrem gerade aktuellen „Style“ nachgingen. Das damalige „Girlie“ wuchs zu Frau und Mutter heran – einer „Üebermutter“, wie Sie sich nun heute selbst betitelt. Die eigene musikalische Vita lässt Sie zwar deutlich hörbar hinter sich, allerdings wird auch kein Hehl aus früheren Zeiten gemacht. So bekennt sich das „Ex-Mädel“ schon im ersten Lied Ihres Albums mit „Mäedchen Teilzwo“ offensiv zu Ihrer einstmals „bunten“ Vergangenheit und leitet mithilfe dieses eher ernst gemeinten Stückes gleichzeitig einen Stilwandel für sich ein. Unter dem namhaften Banner von „Roadrunner Records“, agiert diese fünfköpfige Truppe, wovon nur der Gitarrist die Leidgeplagte Minderheit des einzigen Mannes darstellt. Doch Moment! Eigentlich ist doch das „schwache Geschlecht“ seit jeher, andauerndem Unrecht und erbarmungsloser Diskriminierung ausgesetzt!? Genau diesen Themenkomplex greift „Lucy van Org“ mit recht plakativen Texten, aus pro-femininer Sichtweise auf. „Üebermutter“ geben Ihre nicht gerade pazifistischen Denkweisen, mithilfe von verdaulichem Gitarrenriffing und der dominanten Vollweibstimme Lucis durchgehend zum Besten. „Unheil“ ist lyrisch betrachtet, kein Sammlerstück für Kuschelrock Liebhaber, denn hier wird nicht nur das Matriarchat propagiert sondern auch die Diskussion um „alte“ Geschlechterrollen in martialischer Form, mitsamt einer Prise Sarkasmus wiedergegeben. Ein nach wie vor aktuelles Thema, bedenkt man die ideologiedurchsetzten Debatten in Politik und Gesellschaft. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass Bibelstellen aus der Schöpfungsgesichte, zugunsten der Frau, etwas umzitiert werden oder der Mann als solcher degradiert wird, was nicht zuletzt auf der Parkbühne des diesjährigen Wave Gotik Treffens in humorvoller Art und Weise geschah. Allzu ernst genommen, habe ich die selbsternannten Frauenvertreter aufgrund der überstrapazierten Selbstdarstellung also nicht, soviel selbstherrlicher „Chauvinismus“ sei gestattet. Das klangliche Angebot, welches die Mütter in Uniform offerieren, könnte durchaus an die Werke der maskulinen Kollegen Rammsteins und Konsorten angelehnt werden, denn viele neuartige Ideen gibt es seitens der Emanzen nicht zu vernehmen. Die Liedstrukturen sind recht einfach gehalten, der Fokus richtete sich scheinbar mehr auf Stimmgewalt, einer Vielzahl an Synthesizer Elementen sowie schlichten Gitarrenabläufen, doch auch ohne überstrapazierte Komplexität geht es! Fazit: Vom sprachlichen Inhalt sollte man(n) sich nicht abschrecken lassen. Denn die uniformierte Leibgarde A. Schwarzers bringt auch mich, als Vertreter der männlichen Fraktion durchaus zum zeitweiligen Schmunzeln und weiß, trotz nicht ganz so taufrischen Melodien und Riffs, bei Laune zu halten. Aufgrund seines Ansatzes den Geschlechterkampf mit teils ironischen, teils kämpferischen Texten zu schüren, übt das Gesamtkonzept von Frontmama Luci und den anderen Müttern seinen ganz besonderen Reiz aus. Es wäre nur Schade, würden sich die vier Frauenzimmer und der Herr in Ihrem etwas zu konstruiert wirkendem Image verlieren und als billig verkaufte Hymnenmacher für pubertierende Trendlesben in profilierungsrelevanter Vorführmode enden…