Das gibt es auch nicht jeden Tag: eine sechsköpfige französische Progressive/Power Metal Band. Asylum Pyre, seit 2006 am Werk, besteht aus Sängerin Carole Alcantara, Sänger Johann Cadot, Bassist Julien Peuch, Gitarrist Hervé Schiltz, Keyboarder Tony Decaillon und Emeric Arnaudeau am Schlagzeug. Mit "Natural Instinct" legt die Band, die Helloween, Blind Guardian und Nightwish als ihre Einflüsse benennt, ihr erstes eigenes Album vor. Bereits der Opener "Taken Away To The Asylum" lässt vermuten, was sich im weiteren Verlauf bestätigen wird: Natural Instinct ist kein Album für Zwischendurch. Gerade der sehr hohe und weibliche Operngesang von Carole Alcantara erweist sich auf Dauer als anstrengend und wird im Zusammenspiel mit dem manchmal gekünstelt klingenden und grummelnden Sprechgesang ihres männlichen Kollegen Johann Cadot zu einer schwierigen Kombination. Was dem französischen Sextett dagegen gut gelingt, sind die harmonischen Melodiebögen, die sich positiv durch ihre Songs ziehen. Die Momente, in denen die beiden Vokallisten in den Hintergrund treten und die Musiker mit ihren Instrumenten in den Vordergrund rücken, um zarte oder spannende Klänge zu fabrizieren, ergeben einerseits nicht nur eine willkommene Abwechslung, sie überzeugen andererseits auch handwerklich. Asylum Pyre erfinden zwar keinen neuen Sound, dennoch können sie mit ihren schnellen und druckvollen Nummern punkten. Sobald es ein wenig ruhiger wird und die Band anfängt zu experimentieren, schleicht sich häufig ein bisschen die Langeweile ein und manchmal sind die Wechsel innerhalb der Songs nicht nachzuvollziehen. Das zeigt sich besonders bei "Jester Of The Power", einem Song, der spannend beginnt, sich gut entwickelt und in einem mitreißenden Refrain aufgeht. Plötzlich gibt es einen harten Schnitt und der Song dümpelt nur noch vor sich hin, bis er nach zähen Minuten noch einmal mit dem Refrain davonpeitscht. Hier hätte die Band entweder zwei eigenständige Lieder formen sollen, oder ganz auf den zweiten Teil verzichten. Leider ist dies kein Einzelbeispiel. Vielleicht liegt es daran, dass die Franzosen noch nicht genau wissen, wo es musikalisch einmal hingehen soll, und diese Unsicherheit trägt dann dazu bei, dass dieses erste Album nur halb so gut ist, wie es hätte werden können.