Apokalypse-Album aus Rumänien: Treasondom vertonen den Untergang der Vernunft

Apokalypse-Album aus Rumänien Treasondom vertonen...

Gestern in Alaska roch die Apokalypse nicht nach Schwefel, sondern nach altem Bourbon und billigem Haarspray. Dort traf sich nämlich Dumpfbacke Trump mit dem schmächtigen Putin – jener Trump, der uns allen versprochen hatte, den Ukraine-Krieg in zwei Tagen zu beenden. Zwei Tage! Das wäre ungefähr die Zeit, die Napalm Death für ein ganzes Album brauchen. Stattdessen dauerte es keine zwei Minuten, bis Putin ihn so charmant um den Finger wickelte, dass man sich fragte, ob er überhaupt noch merkt, wann er gerade Politik macht und wann er eigentlich nur Statist in einer russischen Stand-up-Show ist. Die Welt schaute peinlich berührt zu – und fragte sich, wie viele Endzeit-Szenarien wir eigentlich noch brauchen, bevor wir kollektiv die Bühne verlassen.

Nun, während in Alaska also Theater gespielt wurde, bringen uns andere das echte Armageddon – natürlich musikalisch, ehrlich, kompromisslos: ’Treasondom’ aus Transsilvanien. Seit 2017 macht das Quartett keine Gefangenen und serviert eine wütende Mischung aus Grind, Death, Thrash und Crust. Am 15. August erscheint über Defense Records und Maximed Records endlich das Debütalbum The Flesh Consumes The Mind. Und wer den Opener „Everyone Is Dead Or Dying“ hört, weiß: Dieser Titel ist nicht metaphorisch gemeint, das ist eine Kriegserklärung an jede noch vorhandene Form von Gemütlichkeit.

Die Band hat ihre Hausaufgaben längst gemacht: 2018 erschien die erste EP Nihilistic Incubator, dazu kamen Singles, Compilations und Shows mit Größen wie Master, Foetal Juice oder sogar den Doom-Giganten von Candlemass. Das Debütalbum nun ist ein Rundumschlag gegen die Selbstgefälligkeit der Menschheit. „Spitting Feathers“ zerlegt in Sekunden alles, was noch steht, während „Revolution Eats Its Children“ das politische Tagesgeschäft treffender zusammenfasst als jede Schlagzeile. „Rites Of Loss“ lässt mit Totengeläut kurz innehalten, nur damit „Cathedral For Thieves“ das fragile Pathos gleich wieder in Fetzen reißt. Und wer sich in „Progress“ nicht verliert, der hat vermutlich noch nie erlebt, wie Voivod-Riffs klingen, wenn sie von einem Panzer überrollt werden.

Trotz aller Raserei merkt man: Hier steckt mehr dahinter als nur blinde Wut. Die Songs sind sorgfältig gebaut, voller Details, voller erinnerungswürdiger Momente. Gitarrenläufe, die sich einbrennen, Drums, die alles niederwalzen, und Vocals, die wie ein wütendes Manifest wirken. Produziert wurde das Ganze von Ben Jones, der auch schon Pest Control und The Infernal Sea unter seine Fittiche genommen hat – mit einem Sound, der so roh und organisch ist, dass man meint, mitten im Proberaum zu stehen, während die Welt um einen herum zusammenbricht.

Kurz gesagt: The Flesh Consumes The Mind ist mehr als nur ein Album. Es ist die passende Antwort auf das politische Schmierentheater unserer Tage – ein musikalisches Endzeit-Kabarett, das keine Pointe schuldig bleibt. Während sich in Alaska zwei Männer gegenseitig belügen, liefern Treasondom den ehrlicheren Kommentar: laut, hässlich, brutal – und absolut notwendig.

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